Interaktion bedeutet, dass eine Wechselbeziehung zwischen zwei Objekten besteht. Im Marketing ist üblicherweise eins davon der Konsument. Das andere sollte zu einer

Handlung animieren. Diese Handlung hat im Idealfall auch eine inhaltliche Verbindung zu Ihrem beworbenen Produkt oder Ihrer Dienstleistung.

Ein Beispiel: Ein Scheidungsanwalt hat eine Visitenkarte, die in der Mitte perforiert ist. Wer schafft es, die Karte an der Perforation nicht auch nur ein kleines Stückchen einzureißen oder zumindest daran zu denken? Auf genau diese intensive Auseinandersetzung zielt analoge Interaktion ab.

Interaktivität können Sie auf vielfältige Art und Weise erzeugen. Wir haben unseren Erfahrungsschatz gründlich durchkämmt und 10 Interaktionsprinzipien ausgemacht. Nur Ihre Fantasie setzt der individuellen Ausprägung Grenzen.

1. Sichtbar machen

Lassen Sie den Empfänger Informationen durch eigene Handlungen freilegen, etwa durch die Anwendung von optischen Filtern, von Stanzungen, von thermo- oder druckempfindlichen Farben oder Rubbelflächen. Konkretes Beispiel: ein Adventskalender mit perforierten Fächern

2. Entdecken

Machen Sie Informationen durch intellektuelle Leistungen oder Beobachtungen zugänglich.

Krypto-Texte warten z. B. auf ihre Entzifferung, eine Bedruckung scheint durch eine Seite durch, Eingestricktes muss aufgerippelt, Zugenähtes aufgeschnitten werden.

Konkretes Beispiel: im Dunkeln leuchtende Farbe

3. Visuell verfremden

Mit beigefügten oder in der Zielgruppe vorhandenen Hilfsmitteln werden visuelle Verfremdungen oder Ergänzungen möglich. Das kann durch Masken, bedruckte Spiegel, Folien, Aufkleber und Stifte geschehen.

Konkretes Beispiel: unsere Happy-Day-Smiley-Aufkleber

4. Zusammenfügen

Einzelteile werden zu einem neuen Ganzen zusammengefügt. Dabei müssen Sie nicht alles mitliefern. Besonders interessant sind Objekte, die Teile (aus dem Besitz) des Empfängers einbeziehen. Beliebt sind Bausätze, Miniaturen und Fingerfiguren. Konkretes Beispiel: Hampelmann oder unser Weihnachts-Agentur-Bausatz 2012

5. Aufteilen

Teilen Sie Objekte an vorgegebenen Stellen (z. B. entlang von Schnitt-, Reiß-, Brech-oder Sägelinien) in kleinere Einheiten auf, die ggf. wieder neu und anders zusammengefügt werden können oder weitere Informationen preisgeben.

Konkretes Beispiel: Puzzle, das falsch zusammengesetzt ist, Objekte können wie auf einem Briefmarkenbogen einzeln herausgetrennt und neu kombiniert werden.

6. 2D zu 3D

Aus der Fläche in den Raum – teilgestanzte Formen werden in die dritte Dimension aufgeklappt, Gegenstände werden aufgeblasen.

Konkretes Beispiel: Pop-up-Karte

7. Physik

Hier nutzen Sie einfache physikalische Effekte für eine Interaktion.

Akustik: Viele Materialien haben akustische Eigenschaften, die der Empfänger z. B. mittels Perkussion (trommeln oder anschlagen) oder In-Schwingung-bringen enthüllt.

Konkretes Beispiel: Ein Kamm mit unterschiedlich langen Zinken kann eine Melodie hervorbringen.

Temperatur: Verwenden Sie temperatur-empfindliche Farben oder Lacke, die auf Körperwärme reagieren und dabei ihre Farbe oder Transparenz ändern.

Konkretes Beispiel: Tasse, die beim Einfüllen heißer Flüssigkeiten eine verborgene Botschaften preisgibt.

Mechaniken: Arbeiten Sie mit gegeneinander verdreh- oder verschiebbaren Bauteilen.

Konkretes Beispiel: Parkscheibe, Schuber

Zeit: Visualisieren Sie das Thema Zeit oder spielen Sie damit. Sie können z. B. das Wachstum einer Pflanze darstellen, indem Sie eine Skala mit Zeiteinheiten in den Blumentopf stecken.

Konkretes Beispiel: Daumenkino

8. Verformen

Der Zweck oder die Information entfaltet sich durch die Verformung des Mediums.

Konkretes Beispiel: Gummi-Visitenkarte eines Yoga-Lehrers, Visitenkarte eines Fitness-Trainers mit extrem gestauchter Schrift, die erst beim Auseinanderziehen der Karte lesbar wird.

9. Alternative Verwendung

Bieten Sie die Nutzung eines Objektes in einer möglichen, aber nicht ursprünglich beabsichtigten Art und Weise an.

Konkretes Beispiel: Ein fester Versandkarton enthält als Zusatznutzen einen vorgestanzten Kleiderbügel zum Heraustrennen.

10. Spiel & Kreativität

Mit ein paar freien Flächen und Kreativwerkzeugen aktivieren Sie auch den trägsten Zeitgenossen. Stellen Sie Stempel, Aufkleber, Stifte, Werkzeug zur Verfügung.

Konkret: Kinderzimmertapete mit Cartoons zum Ausmalen

Hinter den 10 Interaktionsprinzipien stecken Motivations-Schemata, die fast jeden mitreißen: Experimentierfreude, eigene Kreativität, absehbarer Zusatznutzen, aber vor allem Spieltrieb, Entdeckerfreude und Neugier. Die Aktivierungshürde wird durch simple Handlungen und wenig benötigtes – oder wenn, dann beigefügtes – Werkzeug niedrig gehalten.

Um interaktive, analoge Objekte zu realisieren, muss man nicht zwangsläufig in Hightech investieren. Sie lassen sich schon mit den gängigen drucktechnische Mitteln der Postproduktion herstellen: Mit Prägungen, Stanzungen, Falzungen, Perforierungen, Schlitzungen, Materialmixen und Sonder- oder Spezialfarben können wunderbar aktivierende Gadgets entstehen

Die wichtigste Zutat hier ist jedoch die Idee: Einfach mal anders über die Dinge nachdenken.

Lutz ist Creative Director und Innovationsmanager bei New Communication. Seit Agentur-Gründung sorgt er für öffentliches Aufsehen mit wegweisenden Designs und Interfaces. Nebenbei lebt er seine Typographie-Leidenschaft aus. Definiert Corporate Designs. Leitet Kreativ-und Innovationsworkshops. Ist mehrfacher Fachbuch-Autor. Und generiert systematisch Ideen im Sekundentakt. Während Sie diesen Text lesen, waren es übrigens 15 neue.

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