Das Smartphone als Portemonnaie?

Noch wird das Smartphone nur verhalten für bargeldlose Zahlungen genutzt. Um das Vertrauen in dieses Instrument zu stärken, muss eine geräteübergreifende, sichere Transaktion gewährleistet werden. Gleichzeitig darf der Nutzer nicht durch komplizierte Handhabe entmutigt werden und die  Dauer eines Zahlvorgangs darf nicht länger sein als bei gegenwärtigen Bezahlarten.

Ein Ansatz ist die NFC-Technologie (Near Field Communication). NFC-Chips, auch Tags genannt, lassen sich wegen ihrer geringen Größe in Chipkarten wie in Smartphones integrieren und sollen einen Datenaustausch auf kurze Distanz sicher und einfach ermöglichen.

Dennoch konnte sich dieser Ansatz nie wirklich durchsetzen. Ein Grund dafür ist, dass Apple das NFC-Chip-Verfahren nicht unterstützt – im Gegensatz zu Samsung, die seit 2011 Smartphone-Weltmarktführer sind und die Tags standardmäßig verbauen. Zwar sinkt Apples Anteil am Smartphone-Gesamtmarkt stetig, doch bleibt mit den iOS-Nutzern eine immer noch riesige Zielgruppe unerschlossen. Die Lösung, dass einige Bezahlanbieter mit dem Vertrieb sogenannter NFC-Dongles (kleine Adapter für iPhone und iPad, um die fehlende Hardware nachzurüsten) begannen, um die Technologie doch noch voranzutreiben, kann wohl nur als Verzweiflungsakt gewertet werden. Wenn neben dem Smartphone ein Dongle benötigt wird, das vor Zahlaktionen angesteckt werden muss, kann man bequemer auf klassische Weise bezahlen.

NFC-Chip-Alternativen

In den letzten Jahren entstanden jedoch zahlreiche weitere Ansätze, die teilweise nicht einmal extra Hardware benötigten. So ermöglicht Yapital, eine Tochter der Otto Group, unter anderem bei REWE und Görtz Bezahlungen via QR-Code. M-Pesa ist ein 2007 in Kenia eingeführtes bargeldloses Bezahlverfahren, in dem Geldbeträge auf ein Konto eingezahlt werden und Bezahlungen via SMS erfolgen. Weltweit nutzen bereits mehr als 17 Mio. Menschen diesen Service.

Bei Edeka in Berlin kann per Barcode bezahlt werden, während Zoosh und Clinkle beide auf Hochfrequenztöne setzen, die für das menschliche Ohr nicht hörbar sind.

Letztere konnten in einer ersten Finanzierungsrunde stolze 25 Mio. USD einsammeln, ein Zeichen für das gewaltige Potenzial des Marktes. Zu den Investoren gehörten unter anderem Intel, Index Ventures, Peter Thiel (einer der ersten Facebook-Investoren), Diane Greene (VMware-Gründerin), Marc Benioff (Salesforce-Gründer) und Andreessen Horowitz. Erwartet werden weitere Anwendungen für iOS- und Android-Geräte, die die mobile Bezahlung nachhaltig verändern könnten.

Entwicklung des Marktes

Mittlerweile hat Apple realisiert, dass das Unternehmen im Mobile-Payment-Bereich Stellung beziehen muss. Die Kalifornier haben nun ebenfalls ein Patent zur mobilen Bezahlung angemeldet. Die Chance, einen neuen Standard zu definieren, haben sie bereits vor ein paar Jahren verschlafen. Dennoch dürfte Apples Einsatz von BLE (Bluetooth Low Energy) vielversprechend sein: Kaum ein modernes Smartphone kommt ohne diese Technologie zur Kurzdistanzkommunikation aus und ganz grob ähneln sich Bluetooth und NFC doch sehr..

Trotz immer neuer Wettbewerber konnte sich bisher keine Lösung flächendeckend durchsetzen. Die Einführung mobiler Bezahlsysteme ist von daher eher ein schleichender Prozess als eine Revolution. Es wird für unterschiedliche Anwendungsfälle verschiedene Applikationen mit wiederum verschiedenen Technologien geben – ähnlich der diversen Messenger, die alle nicht untereinander kompatibel sind. Apples iMessage, Google Talk, die angedachte Joyn-Plattform, sowie WhatsApp – alle wollen die Kommunikation zwischen Smartphone-Nutzern erleichtern, am Ende bedeutet die Qual der Wahl jedoch Mehraufwand.

Fakt ist jedoch, dass die Zahlung per Smartphone gesellschaftstauglich geworden ist und 2014 im stationären Handel und im Bewusstsein der Nutzer ankommen wird. Gerade bei Kleinstbeträgen ist das Potenzial der schnellen Bezahlung enorm: Allein zwischen April und Oktober 2013 stieg das Mobile Payment weltweit um 27 % an – der größte Teil der Transaktionen fällt hierbei auf Europa zurück.

Vermarktungspotenzial im Mobile Payment

Mobile Payment bedeutet nicht nur bequeme Bezahlung – sie kreiert einen neuen Markt und steigert die Kundenbindung. Edeka und Netto machen es vor: Es wird nicht nur an der Kasse mit der App bezahlt, der Kunde erhält auch Informationen über Sonderangebote, Gutscheine (Stichwort Mobile Couponing), detaillierte Auflistungen seiner Einkäufe und ggf. erweiterte Informationen über die von ihm erworbenen Produkte.

Personalisierte, auf den Kunden zugeschnittene Apps sind nicht länger nur eine Ergänzung des eigenen Portfolios, sondern vielmehr eine der größten Chancen zur Optimierung des Marketings und Steigerung des Umsatzes.

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