Klar interessieren sich Bewerber*innen für deine Aufgaben, Arbeitszeiten und Benefits – aber authentische Erfahrungsberichte bestehender Mitarbeiter*innen sind deutlich aussagekräftiger. Warum haben sie sich dazu entschieden, bei dir anzufangen? Was verbinden sie mit ihrem Arbeitgeber und worin besteht ihre Arbeit wirklich?
Menschen gewinnen Menschen
Employer Branding-Videos liegen schon länger im Trend. Kein Wunder: Sie schaffen, was Text und Bild oft nur andeuten – echte Emotionen. Sie ergänzen die Fakten auf der Karriereseite um das, was wirklich zählt: ein Gefühl für die Menschen hinter dem Unternehmen. Sie bieten einen authentischen Einblick in den Arbeitsalltag, der auch im Bewerbungsgespräch oft ausbleibt.
Und noch mehr: Gute Videos ermöglichen Identifikation. Bewerberinnen erleben Kolleginnen auf Augenhöhe, bekommen ein Gefühl für die Stimmung im Team, für Haltung und Werte.
Aber wie gelingt das? Wie schaffen es Filmemacher, dass wir mitfiebern und unbemerkt anfangen zu lächeln? Ein Blick in den Werkzeugkoffer der Filmprofis hilft. Schließlich bringen sie uns regelmäßig zum Weinen, Lachen – und manchmal auch zum Umdenken.
So entsteht Identifikation: 5 filmische Prinzipien
Wer Menschen erreichen will, muss Geschichten erzählen. Keine Stellenanzeige kann das, was Storytelling leistet: Nähe schaffen, Emotionen wecken und die Identifikation mit bestehenden Mitarbeiter*innen anstoßen.
Hier kommen fünf filmische Hebel für mehr Mitgefühl (Eder, 2020):
1. Empathie durch Geschichten
Wir verstehen Menschen besser, wenn wir wissen, was sie antreibt. Jede Geschichte lebt von einer Ausgangssituation, einem Ziel und der dahinterliegenden Motivation. Wie sind die Mitarbeiter*innen zum Unternehmen gekommen? Was treibt sie an? Wird diese Struktur greifbar, fällt es dadurch umso leichter, sich in diejenigen hineinzuversetzen. Denn dadurch wird Nähe geschaffen und die Inhalte landen im Langzeitgedächtnis.
Beispiel: Walter White in„Breaking Bad“startet als überforderter Chemielehrer, der seine Familie absichern will. Diese Motivation – so drastisch sich seine Geschichte auch entwickelt – macht ihn in den ersten Staffeln nahbar und nachvollziehbar.
2. Innere Konflikte und Verletzlichkeit zeigen
Fehler, Ängste und Unsicherheiten machen Mitarbeiter*innen menschlich. Wer im Film über Zweifel spricht oder Schwächen offenbart, lässt emotionale Tiefe entstehen. Perfekte Charaktere hingegen bleiben oft distanziert – wir bewundern sie, ja. Aber wir fühlen nicht mit, weil wir nicht mit ihnen auf einer Ebene sind.
Beispiel: Frodo in „Der Herr der Ringe“ ist kein klassischer Held. Er zweifelt, strauchelt, wird innerlich zerrissen vom Ring. Genau deshalb wachsen wir mit ihm – und fühlen mit ihm bis zum Ende der Reise.
3. Empathie durch Alltagssituationen
Emotionale Nähe entsteht oft in den kleinen Momenten des Alltags. Wenn Mitarbeiter*innen in vertrauten Situationen gezeigt werden. Sei es bei der Kaffeepause, im Gespräch mit Kolleg*innen oder beim kurzen Lachen über einen Insider. Authentisch, herzlich und zugänglich.
Beispiel: In „The Big Lebowski“ geht es um Bowling, Bademäntel und Gespräche auf dem Sofa. The Dude ist kein Held – er lebt einfach. Und genau diese alltägliche Skurrilität macht ihn so sympathisch und nahbar.
4. Projektionsfläche durch Leerstellen schaffen
Nicht jede*r Mitarbeiter*in muss bis ins Detail erklärt werden. Wenn eine Geschichte Raum lässt, entsteht Projektionsfläche für eigene Interpretationen. Um diese Lücke zu füllen, sind wir gezwungen, uns in die jeweilige Lage hineinzuversetzen.
Beispiel: In „Django Unchained“ erfahren wir wenig über Djangos Vorgeschichte oder seine inneren Brüche. Gerade dadurch entsteht ein archetypischer Charakter, der Raum für Interpretationen und Mitfegühl lässt.
5. Subjektive Perspektive und Kameraarbeit
Auch die visuelle Gestaltung beeinflusst unsere Wahrnehmung. Eine wackelige Handkamera auf der Baustelle, unscharfe Detailaufnahmen im Büro oder ungewöhnliche Bildausschnitte vom Arbeitsalltag schaffen das Gefühl, mitgenommen zu werden.
Beispiel: In „500 Days of Summer“ erleben wir die Geschichte aus Toms Sicht – mit Rückblenden, Split-Screens und Stimmungswechseln. Die visuelle Erzählweise spiegelt seine Gefühlswelt wider und macht seine Gedankenwelt direkt erlebbar.
Fazit
Im Bewerbungsprozess bleiben oft die wichtigsten Fragen unbeantwortet: Wie fühlt es sich an, Teil dieses Teams zu sein? Werde ich mich in diesem noch unbekannten Arbeitsumfeld wohlfühlen? Ein Employer-Branding-Video setzt hier an. Es ist eine Möglichkeit, Nähe zu schaffen, Einblicke zu geben und emotionale Anknüpfungspunkte zu bieten – aber nur, wenn es auf die richtigen Erzählstrategien setzt.
Dann gelingt, was keine Stellenanzeige leisten kann: Bewerber*innen entwickeln ein Mitgefühl für die Menschen hinter dem Unternehmen. Für diejenigen, die das Unternehmen ausmachen. Sie sind diejenigen, die Vertrauen aufbauen. Und das wirkt sich auf die Entscheidung für einen Arbeitgeber aus. Das senkt nicht nur die Hürde für eine Bewerbung, sondern auch das Risiko falscher Erwartungen. Und genau darum geht es: authentische Einblicke statt leerer Floskeln.
Quellen
Publikationen:
- Eder, J. (2020). Die Figur im Film: Grundlagen der Fugurenanalyse. Schüren Verlag.
- Immerschitt, W., & Stumpf, M. (2014). Employer Branding für KMU. Springer Fachmedien Wiesbaden.
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