Was ist CSRD?
Die CSRD (Corporate Sustainibility Reporting Directive) ist eine Überarbeitung der bestehenden EU-Richtlinie zur nicht-finanziellen Berichterstattung. Diese soll die Nachhaltigkeits-Berichterstattung von Unternehmen und Institutionen standardisieren, erweitern und verbessern. Ziel ist es, sicherzustellen, dass Unternehmen die relevanten Informationen liefern, um Investor*innen und andere Stakeholder*innen ein umfassendes Bild ihrer Nachhaltigkeitsleistung zu vermitteln.
Wichtige Anmerkungen: Die Prüfungspflicht für Nachhaltigkeitsberichte wird schrittweise eingeführt, zunächst mit begrenzter Sicherheit. Ab 2028 ist eine Prüfung mit hinreichender Sicherheit vorgesehen. Die genauen Zeitpunkte können sich abhängig von der nationalen Umsetzung der EU-Richtlinien verschieben. *Corporate Sustainability Reporting Directive
Auswirkungen der CSRD
Die Einführung der CSRD-Publikationspflicht wird enorme Auswirkungen auf die betroffenen Unternehmen und Institutionen haben. Hier ein Überblick:
1. Ausweitung der Berichtspflicht
Die Zahl der berichtspflichtigen Unternehmen in der EU steigt von etwa 11.600 auf 49.000. Betroffen sind große Unternehmen, kapitalmarktorientierte KMU und bestimmte Nicht-EU-Unternehmen
2. Umfangreichere Berichterstattung
Die Anforderungen an die Nachhaltigkeits-Berichterstattung werden deutlich erweitert. Unternehmen müssen die gesamte Wertschöpfungskette betrachten und abbilden.
3. Bedeutung und externe Prüfung
Die Bedeutung des Nachhaltigkeitsberichtes wird perspektivisch die des Jahresabschlusses bzw. Geschäftsberichtes erreichen. Die Nachhaltigkeitsinformationen müssen einer externen Prüfung unterzogen werden. Dieses übernehmen spezialisierte Nachhaltigkeitsprüfer*innen und Wirtschaftsprüfer*innen.
4. Operative Auswirkungen
59 % der Unternehmen geben an, dass CSRD-Vorgaben bereits heute operative Entscheidungen beeinflussen. (Quelle PwC)
5. Komplexe Herausforderungen
64 % der Unternehmen empfinden die technische Komplexität der Umsetzung und die Ermittlung einer Vielzahl neuer Kennzahlen als herausfordernd. Knappe Ressourcen und Zeitdruck stellen für viele Unternehmen Hürden dar. (Quelle PwC)
6. Hoher Anpassungsbedarf
Der Anpassungsbedarf ist enorm. Unternehmen müssen viele, neue interne Prozesse und Governance-Strukturen implementieren. 58% der Unternehmen planen, externe Unterstützung für die Implementierung zu nutzen. (Quelle PwC)
7. Neue Wettbewerbsvorteile
Unternehmen, die sich konsequent nachhaltig aufstellen, erlangen Wettbewerbsvorteile. Durch die Umsetzung des CSRD wird der Blick in die komplette Wertschöpfungskette gelegt. Künftig werden Scope 1, 2 und 3 ähnlich wichtige Kennzahlen sein wie Bilanzsumme, Eigenkapitalquote und Umsatz.
8. Verbesserte Resilienz
Die konsequente Umsetzung der CSRD-Vorgaben wird zu einer verbesserten Resilienz von Unternehmen führen. Allein die Chancen- und Risiken-Betrachtung der vielfältigen Klimaschutzauswirkungen auf das Unternehmen und die Wertschöpfungskette führt zu einer weitsichtigen Unternehmenspolitik.
Quo Vadis Nachhaltigkeit in deutschen Unternehmen?
8 von 10 Unternehmen geben an, Nachhaltigkeit als Teil der allgemeinen Unternehmensstrategie oder eine separate Nachhaltigkeitsstrategie zu besitzen (Bertelsmann-Stiftung/Statista 2024).
Mehr als 60 Prozent der deutschen Unternehmen setzen bei der Nachhaltigkeits-Transformation am Kern ihres Geschäftsmodells an. Sie verbessern ihre Produkte und Dienstleistungen hinsichtlich ökologischer Kriterien. Die Kreislaufwirtschaft wird ebenfalls stärker berücksichtigt. Über 40 % der Unternehmen haben ihr gesellschaftliches Engagement erhöht.
(Quelle: Bertelsmann Stiftung 2024)
Infos und Kennzahlen
Die Abkürzung ESRS steht für European Sustainability Reporting Standards. Diese Standards wurden von der Europäischen Union entwickelt, um einen einheitlichen Rahmen für die Nachhaltigkeits-Berichterstattung von Unternehmen in Europa zu schaffen. Die ESRS zielen darauf ab, eine qualitativ hochwertige und vergleichbare Nachhaltigkeits-Berichterstattung in der EU zu gewährleisten. Sie stellen einen wichtigen Schritt dar, um die Nachhaltigkeits-Berichterstattung auf eine Stufe mit der etablierten finanziellen Berichterstattung zu stellen.
Querschnittstandards
ESRS1 Allgemeine Anforderungen
- Berücksichtigung der Auswirkungen des Unternehmens auf Nachhaltigkeitsaspekte und andersherum
- Betrachtung der Nachhaltigkeitsbelange über kurz-, mittel- und langfristige Zeiträume
- Vorgabe zur Präsentation von Vorjahresinformationen und Vergleichsdaten
ESRS 2 Allgemeine Angaben
- Unternehmensführung
- Strategie
- Management von Auswirkungen, Risiken und Chancen
- Mess- und Zielgrößen
- Darstellung der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette
Umwelt
ESRS E1 Klimawandel
- Strategien im Zusammenhang mit Klimaschutz und Anpassung an Klimawandel
- Energieverbrauch und Energiemix
- THG-Emission in den Kategorien Scope 1, 2 und 3
ESRS E2 Umweltverschmutzung
- Ziele, Maßnahmen und Ressourcen im Zusammenhang mit Umweltverschmutzung
- Verschmutzung von Luft, Wasser und Boden
- Potenzielle finanzielle Auswirkungen, Risiken und Chancen
ESRS E3 Wasser und Meeresressourcen
- Ziele, Maßnahmen und Ressourcen im Zusammenhang mit Wasser- und Meeresressourcen
- Wasserverbrauch
- Potenzielle finanzielle Auswirkungen, Risiken und Chancen
ESRS E4 Biologische Vielfalt und Ökosysteme
- Ziele, Maßnahmen und Ressourcen in Bezug auf Biodiversität und Ökosysteme
- Metriken im Zusammenhang mit Auswirkungen auf Biodiversität und Veränderungen von Ökosystemen
- Potenzielle finanzielle Auswirkungen, Risiken und Chancen
ESRS E5 Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft
- Ziele, Maßnahmen und Ressourcen in Bezug auf Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft
- Ressourcenzuflüsse und Ressourcenabflüsse
- Potenzielle finanzielle Auswirkungen, Risiken und Chancen
Soziales
ESRS S1 Eigene Belegschaft
- Ziele und Maßnahmen
- Diversitätsmessgrößen
- Vergütungsindikatoren
- Messgrößen zu Gesundheit und Sicherheit
- Messgrößen zur Work-Life-Balance
ESRS S2 Arbeitskräfte in der Wertschöpfungskette
- Strategien und Verfahren zur Einbeziehung der Arbeitskräfte in der Wertschöpfungskette
- Maßnahmen zur Reduzierung der Risiken und Erhöhung der Chancen im Zusammenhang mit Arbeitskräften in der Wertschöpfungskette
ESRS S3 Betroffene Gemeinschaften
- Strategien und Verfahren zur Einbeziehung der betroffenen Gemeinschaften
- Verfahren zur Behebung negativer Auswirkungen und Kanäle, über die betroffene Gemeinschaften Bedenken äußern können
ESRS S4 Verbraucher*innen und Endnutzer*innen
- Strategien und Verfahren zur Einbeziehung der Endnutzer*innen
- Verfahren zur Behebung negativer Auswirkungen und Kanäle, über die Endnutzer*innen Bedenken äußern können
Unternehmensführung
ESRS G1 Unternehmenspolitik
- Strategien in Bezug auf Unternehmenspolitik und Unternehmenskultur
- Management der Lieferantenbeziehungen
- Verhinderung und Aufdeckung von Korruption und Bestechung
- Politische Einflussnahme und Lobbytätigkeiten
- Zahlungspraktiken
Doppelte Wesentlichkeit
Dabei kommt das Prinzip der doppelten Wesentlichkeit zum Einsatz. Es besagt, dass Nachhaltigkeitsthemen aus zwei Perspektiven betrachtet werden müssen:
- Financial Materiality: umfasst alle externen Nachhaltigkeitsauswirkungen, die sich intern auf die zukünftige Rentabilität des Unternehmens auswirken könnten
- Impact Materiality: umfasst alle Auswirkungen der Geschäftstätigkeiten des Unternehmens auf seine Stakeholder, die Gesellschaft und die Umwelt
Ein Nachhaltigkeitsthema erfüllt das Kriterium der doppelten Wesentlichkeit, wenn es aus mindestens einer dieser Perspektiven betrachtet wesentlich ist.
Anhand dieses Prinzips kann eine endgültige Liste an Themen inklusive der dazugehörigen IROs (Impact, Risk and Opportunity) erstellt werden. Hieraus ergibt sich, zu welchen der zehn thematischen Standards in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung berichtet werden muss.
Die doppelte Wesentlichkeitsanalyse ermittelt die für das Reporting relevanten Themenbereiche und Handlungsfelder.
Nachhaltigkeitsbericht von NC
Wir gehen mit gutem Beispiel voran. New Communication hat sich bereits in diesem Jahr der Herausforderung gestellt, die CSRD-Reportingpflichten in der eigenen Nachhaltigkeits-Berichterstattung zu integrieren. Übrigens reporten wir vollständig freiwillig. Die inhaltliche Struktur der Berichterstattung orientiert sich nach wie vor der Berichterstattung nach dem DNK-Standard. Diese haben wir um die ESRS-Standards ergänzt. Schaut gerne mal rein.
Dieser Artikel ist Teil unseres Trendspot 2025.
Quellen
Bertelsmann Stiftung 2024
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