KI-Tools. Sie schreiben mit, denken mit und mischen sich in unsere Arbeit ein, egal ob in Office, macOS oder iOS. Copilot und Apple Intelligence wollen mehr sein als smarte Textgeneratoren. Sie sollen Arbeit strukturieren, Kommunikation vereinfachen und Entscheidungen beschleunigen. Ich habe beide Systeme im Alltag getestet und die aktuellen Praxisergebnisse der Fachpresse ausgewertet. Herausgekommen ist ein ehrlicher Blick auf Nutzen, Grenzen und echte Mehrwerte.

Welche Aufgaben übernehmen die KI-Tools?

Copilot sitzt tief in Windows, Edge, Word, PowerPoint, Excel und Teams. Ich nutze ihn vor allem für Recherchen, Mail- und Meeting-Zusammenfassungen sowie Präsentationsentwürfe. Eine 13-seitige PDF? Copilot zerlegt sie in Sekunden in eine verständliche Gliederung. In PowerPoint baut er ein erstes Folienskelett, das sich mit wenig Aufwand verfeinern lässt. In Word hilft er bei der Formulierung, in Excel verwandelt er unübersichtliche Tabellen in saubere Diagramme, manchmal schneller, als ich sie erstellen kann.

Apple Intelligence dagegen agiert leiser. Sie meldet sich nicht, sie erledigt. In Mail entstehen Vorschläge für Ton und Struktur, in Notizen sortiert sie Meetingpunkte. Siri reagiert endlich etwas klüger. Besonders in Fotos zeigt sie ihre Stärke: Inhalte, Stimmungen und Personen lassen sich filtern, als hätte man einen persönlichen Archivar im System.

Voraussetzungen und Kosten

Auf dem Papier klingt beides simpel. In der Praxis braucht man jedoch die richtige Umgebung. Und das richtige Budget.

Copilot funktioniert im Microsoft-Ökosystem mit einem qualifizierten Microsoft-365-Plan plus Copilot-Lizenz. Es läuft in den Desktop- und Web-Apps von Word, PowerPoint, Excel und Teams auf Windows und MacOS. Wer mit nicht unterstützten Office-Varianten oder veralteten App-Versionen arbeitet, bleibt außen vor. Copilot ist außerdem cloudbasiert. Das bedeutet, viele Berechnungen laufen auf Microsoft-Servern. Für Unternehmen mit sensiblen Kundendaten ist das ein wichtiger Punkt in der Datenschutzabwägung.

Apple Intelligence geht den entgegengesetzten Weg. Apple rechnet so viel wie möglich direkt auf dem Gerät, setzt dafür aber neue Hardware und aktuelle Softwareversionen voraus, etwa iOS oder iPadOS 18.4 oder neuer und MacOS Sequoia 15.1 oder neuer, und läuft nur auf unterstützten Geräten wie iPhone-Modellen ab A17 Pro sowie Macs und iPads mit Apple-Silicon ab M1. Deutsch wird seit diesem Jahr offiziell unterstützt, der Funktionsumfang kann je nach Region und App aber noch variieren.

Preislich bewegen sich beide Lösungen im Premiumbereich. Entscheidend ist daher die Frage, wie viel du aus den Funktionen herausholst. Wer ohnehin im Microsoft-365-Umfeld arbeitet, bekommt Copilot vergleichsweise unkompliziert. Wer auf Apple setzt, muss erst prüfen, ob die eigene Hardware überhaupt mitspielt.

Copilot im Alltag: Wie viel Hilfe ist zu viel Hilfe?

Im Alltag nutze ich Copilot vor allem für zwei Dinge: lange Briefings zu sortieren und Präsentationen vorzubereiten. Eine 15-seitige Kundenunterlage wird in Sekunden zu einer klaren Gliederung, aus der sich direkt erste Folienideen ableiten lassen. Gerade am Anfang eines Projekts spart das spürbar Zeit und Nerven.

In PowerPoint erstellt Copilot Grundgerüste mit Headlines und Textvorschlägen. Gut für den Start, aber Farben, Typografie und Hierarchien treffen fast nie den Markenstil und müssen komplett überarbeitet werden.

Bei Rechercheaufgaben oder Meeting-Notizen ist Copilot dagegen stark. Er fasst Protokolle sauber zusammen und filtert Aufgabenpunkte zuverlässig heraus. Seine Textvorschläge auf Deutsch klingen aber oft zu glatt, manchmal auch zu leer. Und bei der Recherche greift er hin und wieder auf Quellen zu, die besser im Dunkeln geblieben wären. Deshalb prüfe ich jedes Ergebnis doppelt, bevor es in ein Kundendokument wandert.

Auch in Teams und Outlook nutze ich Copilot inzwischen regelmäßig. Eine halbstündige Besprechung wird zu einem übersichtlichen Protokoll, das automatisch Themen, Aufgaben und Fristen trennt.

Apple Intelligence im Alltag: Mehr Charme als Substanz

Apple Intelligence ist das, was man sich jahrelang von Siri erhofft hat, nur in schön. Ein System, das sich fast unauffällig in die tägliche Arbeit mischt und dort hilft, wo es logisch ist. In Mail bekomme ich passende Antwortvorschläge, in Notizen erkennt die KI Themen automatisch und sortiert meine Stichpunkte, als hätte jemand mitgeschrieben. Und die Foto-App liefert bei Suchbegriffen wie „Moodboard Holzstruktur mit warmem Licht“ tatsächlich brauchbare Treffer aus alten Projekten.

Aber nach der ersten Begeisterung kommt die Realität. Viele der cleveren Funktionen laufen nur auf Englisch oder tauchen auf deutschen Geräten gar nicht erst auf. Formulierungshilfen wirken steif, Siri stolpert bei komplexen Aufgaben und manchmal bleibt sie einfach stumm. Besonders wenn man flüssige Workflows zwischen Design-Tools gewohnt ist, merkt man schnell, dass Apple Intelligence noch in der Beta-Phase des Alltags steckt.

Datenschutz: Vertrauen ist gut, Kontrolle besser

Apple setzt auf On-Device-Verarbeitung, viele Prozesse laufen lokal auf dem Gerät. Das klingt beruhigend und erfüllt europäische Datenschutzanforderungen besser als cloudbasierte Lösungen. Microsoft nutzt für Copilot in Office und Teams eine abgesicherte Cloud-Umgebung, in der laut Unternehmen keine Daten zum Training verwendet werden. Trotzdem gilt: sensible Kundendaten und vertrauliche Projekte gehören nicht ungefiltert in KI-Systeme. So prüfe ich alle PDFs vor dem Einfügen, entferne Namen und interne Bezeichnungen und trenne Quellen klar. Wenn KI-Systeme mitdenken, müssen wir umso genauer wissen, wo sie mitlesen.

Fazit

Beide Assistenten nehmen dir Arbeit ab, aber auf ganz unterschiedliche Weise. Copilot ist im Moment das verlässlichere Werkzeug, besonders für Recherche, Zusammenfassungen und erste PowerPoint-Strukturen. Die Ergebnisse sind selten perfekt, aber oft ein guter Startpunkt. Wenn du ihn gezielt einsetzt und anschließend mit deinem Know-how nachschärfst, bringt er spürbar Tempo in die Arbeit.

Apple Intelligence dagegen fühlt sich eher wie eine stille Unterstützung an: elegant gedacht, aber noch nicht ganz bereit für den Dauereinsatz. Sie erkennt Themen, sortiert Notizen, liefert solide Textvorschläge und findet passende Bilder. Doch vieles wirkt noch unfertig, vor allem im Deutschen und auf älterer Hardware.

Am Ende gilt: Beide Tools liefern Rohmaterial, keine Ergebnisse. Für abgabereife Layouts, klare Sprache und markenkonforme Designs braucht es weiterhin Erfahrung, Fingerspitzengefühl und kritisches Denken. Wenn du die Assistenten als Ideengeber und Strukturhelfer nutzt, gewinnst du Zeit und Überblick. Wenn du sie machen lässt, verlierst du beides.

 

Quellen:

learn.microsoft.com

apple.com

t3n.de

imtest.de

Sanja ist Art Director bei New Communication. Die gebürtige Kielerin hat eine Spürnase für Trends. Inspiration für Ihre Layouts holt sie sich auf Blogs und bei Städtetrips. Wer noch mehr Beweise für Sanjas Influencer-Potenzial braucht, fragt sie einfach nach ihrem Lieblingstier. Alpakas standen nämlich schon lange vor dem Hype auf Sanjas Hitliste.

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