Das Potenzial von Social Commerce

Laut GlobalWebIndex nutzen 71 % der Online-Käufer*innen Social Media, um Produkte zu entdecken und zu kaufen. Bis 2026 werden 60 % der Millennial- und Gen-Z-Konsument*innen Einkäufe auf sozialen Plattformen gegenüber traditionellen digitalen Handelsplattformen vorziehen. Insbesondere die jüngeren Verbraucher*innen werden dabei Angebote bevorzugen, bei denen Bequemlichkeit und die Exploration im Vordergrund stehen. Beides sind Markenzeichen des Social Commerce.

TikTok made me buy it

Social Media Advertising hat einen enormen Einfluss auf das Einkaufsverhalten. Das zeigt z. B. das Phänomen TikTok made me buy it. Der Hashtag zählt mehrere Milliarden Views. TikTok-Nutzer*innen markieren damit Beiträge über Produkte, die sie aufgrund eines Kontaktes bei TikTok gekauft haben.

Einen konkreten Termin für den Start der integrierten Shopping-Funktion in Deutschland hat TikTok zwar noch nicht genannt, aber das ist nur eine Frage der Zeit. Denn in den USA gibt es diese Instant-Shopping-Funktionen bereits seit November 2022.

Shoppable Posts bei Meta

Deutlich weiter etabliert sind die Social Commerce Funktionalitäten auf den Meta-Plattformen Facebook und Instagram. Dort gibt es die „Shoppable Posts“ schon länger. Unternehmen können direkt auf ihren Fotos und Videos Produktmarkierungen vornehmen, die dann auf einen hinterlegten Produktkatalog verweisen.

Während der finale Kauf in Deutschland noch über einen zusätzlichen Klick zur Website des Händlers erfolgen muss, bietet Meta in den USA bereits eine eigene Checkout-Funktion an, sodass die App zum Kaufabschluss nicht verlassen werden muss.

Influencer*innen als Treiber

In Social Media folgen Nutzer*innen nicht nur Marken, sondern vor allem Personen. Dadurch haben diese einen besonderen Einfluss auf die Kaufentscheidung ihrer Community. Im Rahmen von E-Commerce-Kampagnen können Influencer*innen also hochrelevante Reichweiten-Kontakte generieren. In Kombination mit Instant-Shopping-Funktion in den jeweiligen Postings kann dies zu schnellen Conversions führen. Bereits vor einiger Zeit kam eine PwC-Studie zu dem Schluss, dass 29 % der Bundesbürger bereits ein Produkt aufgrund von Influencer*innen-Marketing gekauft haben.

Welchen Hebel bietet KI?

Bei der Optimierung des Social Commerce spielt künstliche Intelligenz eine entscheidende Rolle. Denn schon jetzt werden 30 % des weltweiten digitalen Handels durch Algorithmen getragen, die mithilfe von KI entwickelt wurden. Mehr als die Hälfte der Online-Händler*innen nutzen KI-Technologien, um ihre Kund*innen besser zu verstehen. Das Resultat sind personalisierte Anzeigen und Empfehlungen, mit denen eine um bis zu 25 % gesteigerte Konversionsrate erzielt werden kann.

KI-Technologien wie Machine Learning und Natural Language Processing bieten vor allem eine Hilfestellung dabei, riesige Mengen an Nutzerdaten (z. B. Surf-Verhalten, Interessen und demografischen Informationen) zu analysieren. Ziel dabei ist es, eine möglichst genaue Vorhersage dafür zu treffen, welche Inhalte und Produkte bei bestimmten Zielgruppen am besten ankommen. Das wiederum ist die Ausgangsbasis für die kreative Entwicklung von Kampagnen, die personalisierte und damit relevantere Einkaufserlebnisse schaffen.

Mithilfe von Chatbots und virtuellen Assistenten können Kundenanfragen rund um die Uhr und in Echtzeit beantwortet werden. Durch diese Automatisierung kann der Kund*innen-Support nicht nur effizienter abgebildet werden, sondern im Dialog mit den Kund*innen können auch neue Insights über dessen Fragen und Interessen generiert werden. Das kann wiederum zu einer insgesamt verbesserten Kund*innenerfahrung beitragen und die Kund*innenbindung fördern.

Mit derselben Zielsetzung kann auch das Sentiment – also die Meinungen der Menschen in sozialen Medien über eine Marke – mittels KI analysiert werden. Die Erkenntnisse können genutzt werden, um Produkte und Dienstleistungen anzupassen und stärker auf Kund*innenwünsche einzugehen, was letztendlich zu einer erhöhten Kund*innenbindung führt.

Online-Händler können in Zukunft KI einsetzen, um dynamische Preisgestaltung und individuelle Rabatte anzubieten. Durch personalisierte Preisangebote können Käufer*innen ggf. schneller zum Kauf bewegt werden.

Aber auch das Angebot von KI-Features für Nutzer*innen selbst kann das Social Shopping Erlebnis intuitiver und ansprechender gestalten: So hat z.B. Pinterest eine KI-gesteuerte Suchfunktion umgesetzt, die visuelle Suchen ermöglicht. Diese Technologie erkennt visuelle Merkmale und bietet den Nutzer*innen relevante Produktempfehlungen.

Noch etwas weitergedacht, kann künstliche Intelligenz dazu genutzt werden, AR- und VR-Technologien im E-Commerce zu integrieren. Dies ermöglicht es den Kund*innen, Produkte virtuell auszuprobieren oder in einer simulierten Umgebung zu erleben, bevor sie eine Kaufentscheidung treffen. Durch eine personalisierte Anpassung dieser virtuellen Erfahrungen an die individuellen Vorlieben und Bedürfnisse der Menschen kann das Einkaufserlebnis weiter verbessert werden.

Metaverse – Die neue Ära für den E-Commerce

Bleiben wir bei dem Szenario der virtuellen Anprobe mittels AR- und VR-Technologien und übertragen es in das Metaverse. In diesen virtuellen Gemeinschafts- und Handelsplattformen können Nutzer*innen vollständig – also immersiv – in 3D-Umgebungen eintauchen, Produkte virtuell erleben und kaufen. Die interaktiven Möglichkeiten im Metaverse sind nahezu unbegrenzt und revolutionieren die Customer Journey. Hier wird der V-Commerce, der virtuelle Handel, zum neuen Standard.

Die Chancen für Retailer*innen im Metaverse sind insbesondere bei der nächsten Generation enorm. Denn die Grenzen zwischen realer und virtueller Welt existieren für sie immer weniger und der Besitz ist nicht mehr zwingend an ein physisches Produkt gekoppelt.

Die Aussichten sind laut Statista vielversprechend:

  • Der Wert des Metaverse E-Commerce Markt Marktes wird weltweit im Jahr 2024 voraussichtlich 28,4 Mrd. € erreichen.
  • Bis zum Jahr 2030 wird erwartet, dass das Marktvolumen auf 197,1 Mrd. € ansteigt, was einem jährlichen Wachstum von 38,15 % entspricht.
  • China wird voraussichtlich den größten Anteil am Metaverse E-Commerce Markt haben, mit einem Wert von 9,4 Mrd. € im Jahr 2024.
  • Die Prognose für das Jahr 2030 geht von einer Nutzeranzahl von 1,3 Mrd. Nutzer im Metaverse E-Commerce Markt aus.
  • Der durchschnittliche Erlös pro Nutzer wird auf 60,4 € geschätzt.

Mit der Integration der sog. XR-Technologie im virtuellen Handel werden nicht nur neue Wege der Produktpräsentation eröffnet, sondern es werden auch neuartige und wertvolle Einblicke in das Käufer*innenverhalten möglich: Unternehmen können z. B. über Heatmaps in virtuellen Geschäften nachverfolgen, welche Bereiche besonders viel Aufmerksamkeit erregen, um die Kundenansprache und Warenpräsentation entsprechend anzupassen.

Fazit

Die Fusion von künstlicher Intelligenz und Social Commerce wird den digitalen Shopping-Prozess fundamental verändern. Es können personalisierte und relevante Einkaufserlebnisse geschaffen werden, die sowohl die Kund*innenzufriedenheit als auch die Konversionsraten erhöhen.

Zudem kann KI in sämtlichen Phasen des Consumer Cycles sinnstiftend integriert werden: Vom Research über die Anbahnung hin bis zum tatsächlichen Kauferlebnis – und auch darüber hinaus in Form von individuell zugeschnittenen After Sales Angeboten sowie Loyalty-Programmen. Die Integration von KI führt dazu, dass Social Commerce nicht nur ein Trend bleibt, sondern sich zur dominanten Kraft im E-Commerce entwickelt.

Auch das Metaverse stellt vor diesem Hintergrund nicht nur eine weitere technische Spielerei dar, sondern wird zu einem eigenständigen Wirtschaftszweig im E-Commerce. Das Metaverse führt zu transformativen Veränderungen in der Art, wie Produkte und Dienstleistungen vorgestellt, erlebt und gekauft werden. In naher Zukunft könnten wir eine neue Handelslandschaft sehen, in der das Einkaufserlebnis so reichhaltig und interaktiv ist wie nie zuvor – unterstützt von Technologien, die physische Einschränkungen überwinden und uns allen eine faszinierende Welt der Möglichkeiten eröffnen.

Quellen

thomasshutter.com

omr.com

handelsblatt.com

springerprofessional.de

ecin.de

de.statista.com

haendlerbund.de

pressebox.de

boran-parot.com

blog.distart.de/tiktok-shopping

Andreas ist Berater für digitale Kommunikation bei New Communication. Der erfahrene Projektmanager und Zahlen-Nerd ist außerordentlich gut organisiert, detailversessen und strukturiert. Klingt trocken? Keineswegs. Denn für das wilde Gegengewicht zu so viel Ordnung, sorgen entweder seine wuschelige Hündin Kasa oder er selbst, an der E-Gitarre in seiner Heavy-Metal-Band. Kurz um: Schwer in Ordnung (und natürlich cool), unser Frosty.

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