Bei seinen Kunden punktet Amazon mit hoher Service-Qualität und kurzer Versanddauer – vor allem durch Amazon Prime. Dafür geben die Verbraucher bereitwillig den einen oder anderen Euro mehr aus.

Dennoch rückt der klassische E-Commerce bei Amazon aber zunehmend in den Hintergrund. An anderer Stelle wird etwas Größeres aufgebaut: das Amazon-Ökosystem. Aus Amazons Sicht ist es nur konsequent, sich auch offline in weitere Bereiche des alltäglichen Lebens vorzuarbeiten. Kunden werden mit 5 Bausteinen zunehmend in der Amazon-Welt verankert. Gleichzeitig erschließt sich Amazon neue Vertriebskanäle.

1. Amazon Prime Now

In Ballungsgebieten liefert Amazon Prime Now in nur 1 Stunde Waren per Fahrradkurier aus. Dafür ist eine Gebühr von 8 US-Dollar fällig. Eine Lieferung innerhalb von 2 Stunden ist bereits kostenlos. Das unterstreicht den unabdingbaren Service-Gedanken von Amazon.

Für die Auslieferung in New York City mietete das Unternehmen extra zentrale Büro- bzw. Lagerflächen in Manhattan. Ausgangspunkt für die Bestellung ist die Amazon Prime App, über die vor allem Produkte des täglichen Bedarfs bestellt werden. Ordert man sein Müsli zusammen mit einem Waschmittel, kann man das Zeitfenster der Lieferung selbst auswählen. Das spart den Weg in den Supermarkt.

Wie bei vielen Projekten testet Amazon sein neues Ökosystem zunächst auf einem kleinen Markt. Im Nachgang erfolgt dann der nationale oder sogar globale Roll-out.

2. Amazon Fresh

Lebensmittel sind ein Bereich, in dem Amazon bisher kaum wahrgenommen wurde. Denn die Produkte lassen sich schlecht per Paket liefern, wenn die Kühlkette nicht unterbrochen werden darf und die Regellaufzeit von Paketen in Deutschland 24–48 Stunden beträgt. Deutsche Händler wie Allyouneed Fresh oder Lebensmittel.de arbeiten daher mit Versandkartons, in denen Kühlelemente für eine lebensmittelgerechte Temperatur sorgen.

Amazon Fresh denkt eine Nummer größer – mit einem eigenen Zustelldienst für Lebensmittel. Geliefert werden tagesaktuell frische Lebensmittel und Tiefkühlwaren. Dieser Lieferdienst wird vermutlich sukzessive ausgebaut und konkurriert dann mit etablierten Paketdiensten wie DHL, Hermes oder DPD. Amazon verschickt 400 Millionen Pakete pro Jahr in Deutschland, so die Schätzung.

3. Amazon Dash Button

Doch auf welchem Weg bestellt der Kunde? Sind selbst Smartphones oder Desktop-PCs eine zu große Hürde? Der Dash Button von Amazon bietet eine noch bequemere Bestellmöglichkeit. Mit dem internetfähigen Dash Button bestellt der Kunde Produkte per Knopfdruck. Der Button kann überall im Haus platziert werden, beispielsweise an der Waschmaschine. Geht das Waschmittel zur Neige, ordert man per Button neue Ware. Dafür muss man keine Daten in den Webshop eingeben.

Amazon knüpft mit dieser One-Click-Order an die bisherige Strategie an, die Barrieren für eine Bestellung möglichst gering zu halten. Derzeit bietet der Online-Händler Dash Buttons für ca. 260 Produkte an. Der Fokus liegt auf Fast Moving Consumer Goods.

4. Amazon Echo

Statt des Dash Buttons nimmt auch ein mit Mikros ausgestatteter Lautsprecher namens Echo per Sprachsteuerung Bestellungen auf. Ähnlich wie Apples Siri beantwortet Amazons Echo Fragen. Liefert Informationen und Nachrichten. Spielt Musik ab. Oder dimmt neuerdings sogar das Licht.

Amazons Ziel: Der Online-Riese will noch stärker Teil des täglichen Lebens werden, ohne bei seinen Kunden als zu aufdringlicher Händler wahrgenommen zu werden. Echo liefert übrigens eine Vielzahl von Benutzerdaten, die Amazon für personalisierte Produktempfehlungen nutzten kann.

5. Amazon Fire TV

Auch auf dem heimischen TV empfiehlt Amazon seine Produkte. Welchen Film sollte ich mir aufgrund meiner Fernsehgewohnheiten ansehen? Welche Serie passt zu der, die ich zuletzt geschaut habe? Die Fire TV Box oder der Fire TV Stick von Amazon erweitern den Fernseher um zahlreiche Smart-TV-Features. Der Benutzer kann auf die Mediatheken zahlreicher TV-Sender zugreifen. Oder auf vermeintlichen Konkurrenz-Produkten wie Netflix oder Spotify die neuste Musik streamen. Amazons Ziel auch hier: Kundendaten sammeln, auswerten und Verkäufe fördern.

Fazit

Kaum ein anderes Unternehmen betreibt den Ausbau seines Ökosystems so konsequent wie Amazon. Der Kunde bekommt dort im Idealfall alles und wechselt aus Bequemlichkeit gar nicht erst zu anderen Anbietern. Dieser Lock-in-Effekt ist aber erst auf den zweiten Blick erkennbar. Amazon wird zunehmend als selbstverständlich hingenommen bzw. überhaupt als Online-Händler wahrgenommen. Und das, obwohl das Unternehmen in einigen Bereichen wie dem Lebensmittelhandel bisher kaum Traktion am Markt aufbauen konnte. Die Potenziale sind noch riesig.

Aber auch die gewonnen Kundendaten aus den genannten Bereichen sind ein wertvolles Gut. Sie schaffen Mehrwerte für neue und bestehende Kanäle, wenn sie als Basis für zusätzliche Personalisierung und Empfehlungen genutzt werden.

Die Maschinerie Amazon ist bindungslos weiterhin auf Wachstum getrimmt. Fast jeder zusätzlich erwirtschaftete Dollar wird in den Ausbau des Vertriebsnetzes gesteckt. Da stellt neue Online-Akteure und alteingesessene stationäre Handelsunternehmen vor große Herausforderungen.

 

Quellen:

etailment.de "Amazon Echo: Katalysator für das vernetzte Heim und vernetzte Geschäfte",  Olaf Kolbrück vom 4.12.2014

bbc.com "Amazon details drone delivery plans" vom 8.5.2015

t3n.de "E-Commerce-News: Amazon verbündet sich mit dem lokalen Handel", Jochen G. Fuchs vom 26.05.2015

amazon-watchblog.de

wsj.com "Amazon to Anoint ‘Choice’ Products Sold Through Its Echo Speaker", Greg Bensinger vom 15.5.2015

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