In manchen Berufen wird man immer mal wieder von Familie und Freunden (und deren Freunden) um (klitze-)kleine Gefallen gebeten. Grafiker sollen schnell die Hochzeitseinladung „zusammenshoppen“ und Mediziner kurz gucken, „was die Oma da Komisches am Bein hat“.

Als Texterin soll ich häufig Bewerbungs-Anschreiben „hübsch machen“. Mach ich ja gern. Aber oft beschleicht mich dabei das Gefühl, das alles doch irgendwie schon mal gelesen zu haben. Stimmt auch, sagt jetzt LinkedIn. Das weltweit größte Netzwerk für berufliche Kontakte veröffentliche vor kurzem die meistgenutzten Schlagworte und Phrasen in Bewerber-Profilen.

Kreativ ist Mainstream

Die meisten deutschen Jobsucher behaupten demnach, kreativ und verantwortungsbewusst zu sein. Auf den Rängen 3 bis 5 rangieren die Eigenschaften analytisch, motiviert und innovativ. Wer sich also als kreativen, innovativen Kopf beschreibt, widerlegt dies gleich postwendend. Alexander Zipp, Marketing Manager DACH bei LinkedIn, warnt deshalb vor leeren Phrasen im eigenen Bewerber-Profil: „Täglich suchen Geschäftspartner und Arbeitgeber im Netz nach beruflichen Kontakten und Fachkräften. Wer hier auffallen will, sollte mit seinem Online-Profil aus der Masse hervorstechen.“

Bewerben kommt von werben

In Online-Netzwerken geht das vor allem über Referenzen oder Verweise auf eigene Webseiten oder Blogs. Aber auch auf dem klassischen Postweg gibt es Ideen abseits von Klarsichtfolie und Motivations-Schreiben. Punkten kann, wer sich seinen potenziellen Arbeitgeber genau anschaut und in der Bewerbung mit Insider-Wissen überrascht. Die Corporate Identity meines Arbeitgebers ist zum Beispiel die Agentenwelt. Bewerber, die darauf mit einfallsreichen Gimmicks und Gadgets eingehen, haben daher von vornherein schon mal einen Stein im Brett. Anders, aber keinesfalls schlechter: Lassen Sie den Arbeitgeber hinter Ihre (professionelle) Fassade blicken. Sie bewerben sich im journalistischen Bereich? Führen Sie ein Interview mit sich selbst! Ihr zukünftiger Arbeitgeber kommt aus der Musikbranche? Legen Sie Ihrer Bewerbung Ihren ganz persönlichen Soundtrack bei, der Ihre Stärken anhand von Songs beschreibt. Klingt aufwändig? Lohnt sich aber! Denken Sie daran: Bewerbung kommt von Werbung – und dort fällt auch nur auf, was irgendwie anders, neuer und origineller als der Rest ist.

Wie viel Bullshit steckt in Ihrer Bewerbung?

Ein guter Anfang, sich und die eigene Bewerbung auf die Probe zu stellen, ist der Bullshit-Bingo-Test. Dazu erstellen Sie eine Liste mit inhaltsleeren Bewerbungs-Phrasen. Die Top-Ten Bullshit-Begriffe für deutsche Bewerber Profile gibt’s hier. Jedes Mal, wenn Sie einen dieser Begriffe in Ihrem Text entdecken, rufen Sie laut „Bullshit“ – eine radikale, aber sehr lehrreiche Erfahrung. Als Revanche dürfen Sie sich im Anschluss dagegen eine Runde Bullshit-Bingo für Bewerbungs-Absagen gönnen. Die dürften jedoch, wenn Sie künftig  auf Inhalte statt Plattitüden setzen, nicht mehr allzu oft ins Haus flattern.

Andere Länder, anderer Bullshit!

Übrigens: In anderen Ländern belegen andere Eigenschaften die vorderen Plätze der Bewerbungs-Phrasen. So preisen Schweizer bevorzugt ihr analytisches Denkvermögen an, französische und italienische Bewerber halten Verantwortungsbewusstsein für besonders trendy. Hier geht’s zum internationalen Vergleich.

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