Seit ein paar Jahren hört man verstärkt von Cyber-Mobbing. Meist wird dieses hässliche Phänomen im Zusammenhang mit Schülern erwähnt oder untersucht1: 2012 schockierte der sogenannte „Facebook-Mord“ in den Niederlanden die Welt2. Ebenfalls 2012 kam es in Göteborg als Folge einer größer angelegten Tat von Cyber-Mobbing zu Straßenschlachten unter Jugendlichen3.  2013 schließlich nahm sich die 15-jährige Audrie in den USA nach Vergewaltigung und anschließendem Cyber-Mobbing das Leben4.

Doch was ist Cyber-Mobbing überhaupt? Die einfachste Antwort: Mobbing im Internet. Und was versteht man unter Mobbing? Bereits für diesen Begriff gibt es eine Vielzahl von Definitionen5.  Die von Leymann scheint am treffendsten zu sein: „negative kommunikative Handlungen, die gegen eine Person gerichtet sind (von einer oder mehreren anderen) und die sehr oft und über einen längeren Zeitraum hinaus vorkommen und damit die Beziehung zwischen Täter und Opfer kennzeichnen6.“

Nicht nur „erweiterter Schulhof“

Auch Erwachsene sind davon betroffen. Und zwar auch – wie beim analogen Mobbing – am Arbeitsplatz. Kaum ein Fall gelangt jedoch in die mediale Öffentlichkeit. Deshalb ist es schwer, Beispiele zu liefern. Ein prominentes Cyber-Mobbing-Opfer machte allerdings im vergangenen Jahr von sich reden: der Fußballprofi Kevin Pezzoni vom 1. FC Köln. Nachdem er schlecht gespielt hatte, wurde er auf Facebook heftig angegriffen und sogar im realen Leben bedroht. Er kündigte seinen Vertrag7.

Es ist kein Zufall, dass gerade im Internet so viel gemobbt wird. Die Vielfalt der Kanäle – Soziale Netzwerke, Foren, Instant-Messenger, Chatrooms, Video- und Fotoportale – und die Anonymität des Internets machen es möglich. Das senkt die Hemmschwelle, zumal die direkte Konfrontation mit dem Opfer – und damit den Konsequenzen des Mobbings – ausbleibt. Was die Situation für das Opfer noch schlimmer macht: ein Rückzug ins Private ist unmöglich. Denn das Internet ist überall, und es vergisst nicht. Die Folgen sind Demotivation, Isolation, Depressionen bis hin zur Selbsttötung. Der volkswirtschaftliche Schaden durch Mobbing wird vom DGB auf 15-25 Mia. € geschätzt8.

Mehr als nur menschlich unter aller Sau

Weitere Folgen sind neben (auch langfristiger) Krankheit (43,9 % der in einer Untersuchung des ZPID Leibniz Instituts Befragten gaben dies an) auch Kündigung (eigene Kündigung 22,5 %; durch Arbeitgeber 14,8 %) bis hin zur Frührente (6,9 %)9.  Diese Zahlen machen deutlich: Schutz vor (Cyber-)Mobbing am Arbeitsplatz ist eine Führungsaufgabe. Dem Arbeitgeber muss daran gelegen sein, dass dies nicht vorkommt bzw. schnell abgestellt wird. Zumal er dazu auch laut BGB und Allgemeinem Gleichstellungsgesetz verpflichtet ist10.  Sinnvoll ist zusätzlich ein Verhaltenskodex für Arbeitnehmer11.  Und das direkte Gespräch muss gesucht werden. Sei es zwischen den Beteiligten oder über den Chef12.

Ein anderer Fall von Cyber-Mobbing sind bewusste, ungerechtfertigte schlechte Bewertungen von Unternehmen und/oder deren Produkten. Dabei kann es sich um Rachebewertungen handeln, z. B. weil ein Hotelgast kein kostenloses Zimmer-Upgrade erhielt, oder um Auftragsrufmorde13.  In letzterem Fall sind meist Konkurrenten die Verantwortlichen, die sich auf unlautere Weise einen Vorteil verschaffen wollen. Dabei sind gerade Anonymität und Verbreitungsgeschwindigkeit ein Problem für die Betroffenen. Allerdings ist es insbesondere in diesen Fällen schwierig, dagegen vorzugehen. Denn zuerst müssen die Fake-Bewertungen gefunden und als solche enttarnt werden, dann muss der Autor ermittelt werden. Strafrechtliches Vorgehen ist nur möglich, wenn das Medium deutscher Rechtsprechung unterliegt14.  Auch Reputationsmanagement kann gute Dienste leisten.

Fußnoten:

1buendnis-gegen-cybermobbing.de

2welt.de

3stuttgarter-zeitung.de

4rp-online.de

5 Vgl. Mobbing-Report der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, S. 18-21

6 Ebd.; S.18

7lto.de

8baua.de, S.5

9zpid.de Die Zahlen beziehen sich auf generelles Mobbing am Arbeitsplatz ohne Unterscheidung on-/offline.

10dejure.org

11 Vgl. hierzu dv-dialog.de

12 Vgl. hierzu Franz Hölzl, Nadja Raslan – Schwierige Personalgespräche führen, 2013, S. 169-173.

13reputation-management-blog.de ; reputation-management-blog.de

14revolvermaenner.com

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