Per Definition ist Gamification die Nutzung von Spielmechaniken und -techniken in spielfremden Kontexten mit dem Ziel, Menschen zu motivieren. Spielfremde Kontexte sind beispielsweise das Erledigen von Hausarbeiten oder die Identifikation mit einem Unternehmen.

Besonders im Bereich E-Learning und in der Mitarbeitermotivation zeigen wissenschaftliche Studien: Gamification ist ein vielversprechendes Tool, Menschen bei der Stange zu halten. Aufgaben werden kreativer gelöst, monotone Prozesse bereitwilliger bewältigt. Das allgemeine Engagement ist deutlich höher als bei Interaktionen ohne Gamification.

Doch wie lauten die Spielregeln für erfolgreiche Gamification-Konzepte?

Die vier Grundprinzipien eines Spiels

Die vier Grundprinzipien eines Spiels stellen sicher, dass eine Aufgabe als interessant empfunden wird. Im besten Fall haben die Spielenden sogar Spaß bei der Lösung.

  1. Ziel: Ein definiertes Ziel schickt die Spielenden auf die Reise und liefert Motivation. Es gilt, ein bestimmtes Problem zu lösen.
  2. Regeln: Spielregeln schränken den einfachsten Weg für die Spielenden ein. Gefördert werden strategisches Denken, Problemlösungsvermögen und Kreativität.
  3. Prinzip der freiwilligen Teilnahme: Die freiwillige Teilnahme stellt sicher, dass die Spielenden die Teilnahme als angenehme und lohnende Aktivität empfinden.
  4. Feedbacksystem: Regelmäßige Rückmeldungen zeigen den Spielenden, dass das Ziel erreichbar ist und motiviert zum Weiterspielen.

In Punkt 4 trennt sich häufig die Spreu vom Weizen. Denn Feedback-Elemente wie Fortschrittsleisten und Abzeichen sollten immer einen Bezug zum Spiel haben. Nur wenn das gesamte Spiel in eine schlüssige Geschichte eingebunden ist entsteht Motivation, die gestellten Aufgaben zu lösen. Mit wenigen Kniffen aus der Motivationspsychologie wird so eine oberflächliche Anwendung zum nachhaltigen Dauerbrenner.

Psychologische Grundlagen

Fortschrittsleisten, Level und Abzeichen sind beliebte Motivatoren. Sie dienen jedoch nur der extrinsischen Motivation – dem Antrieb von außen. Sie wirken wie ein Espresso: Ein schneller Kick hält die Spielenden bei der Stange. Doch die Wirkung verschwindet schon nach kurzer Zeit und hinterlässt ein motivatorisches Tief.

Intrinsische Motivation dagegen baut nicht auf schnelle Belohnungen von außen. Sie entsteht von innen heraus und ist darum authentischer und langlebiger. Verbindet man extrinsische Motivatoren mit einer packenden Hintergrundstory können diese übrigens durchaus zur intrinsischen Motivation beitragen.  Sportwarenhersteller Nike hat in seine gamifizierten App „Nike +“ beispielsweise eine Herausforderung implementiert, die User dazu auffordert bis 2027 durch die Summe ihrer Joggingstrecken die Welt zu umrunden. Dies entspricht ungefähr 40.000 km und stellt so eine extreme Herausforderung für die Läufer dar. Umso größer ist der Ehrgeiz – und damit die Motivation – das gesteckte Ziel zu erreichen.

Drei Grundbedürfnisse müssen erfüllt sein, um Menschen nachhaltig zu motivieren.

  • Gefühl der Kompetenz: Die gamifizierte Maßnahme darf nicht frustrierend schwer sein, aber auch nicht unterfordernd. Die User sollten immer die Möglichkeit haben, die Schwierigkeit zu beeinflussen. Ein regelmäßiges Feedback hilft, Übersicht über den Fortschritt zu bieten.
  • Gefühl der Freiheit, Autonomie: Die Spielenden müssen den Lösungsansatz des Problems selbst wählen können. Regeln sollten nicht zu sehr einschränken.
  • Gefühl der sozialen Eingebundenheit: Kaum etwas motiviert so sehr, wie das Gefühl, Teil eines großen Ganzen sein. Ein gemeinsames Ziel zu verfolgen, treibt an.

Gamification im Einsatz

fold.it: - Ist ein an der University of Washington entwickeltes Projekt, welches die Schwarmintelligenz von Online-Spielern herausfordert, komplexe Proteine mit Hilfe einer grafischen Spielumgebung zu entfalten. Auch für die Bekämpfung des Corona-Virus wurden die Spieler aufgefordert gemeinsam ein Protein zu entwickeln, dass das Virus daran hindert, an den menschlichen Körper anzudocken. Mehr dazu

Coca-Cola Zero „Unlock the 007 in you: Auch im Bereich der Werbekampagnen kann Gamification eine zentrale Rolle spielen. Coca-Cola hat zum Launch von James Bond 007 Skyfall exklusive Tickets verschenkt, wenn es die Teilnehmenden in einer bestimmten Zeit durch den mit Hindernissen gespickten Parcours bis zum Ziel schafften. Und nebenbei geschickt ihr Produkt mit einem Agenten-Image in Verbindung gebracht. Hier ansehen

Spielend zu mehr Motivation

Die Zeichen stehen gut: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung nannte Gamification als einen prägenden, gesellschaftlichen Trend bis in das Jahr 2030. Tatsächlich kommt die Technik in immer mehr Unternehmen sowohl digital als auch analog zum Einsatz.

Weiter steigende Umsätze im Gaming-Sektor und die wachsende Anzahl an Führungskräften, die mit Computerspielen aufgewachsen sind lassen annehmen, dass die Gamification in Unternehmen künftig noch eine viel wichtigere Rolle spielen wird.

Ob Kundenbindung, Mitarbeitermotivation oder Innovationprojekt – Gamification kann, unter Einhaltung bestimmter Spielregeln, ein hilfreiches Tool zur Erreichung von Unternehmenszielen sein.

Quellen:

  • Deterding, Sebastian et al.: From Game Design Elements to Gamefulness: Defining „Gamification“, in: Proceedings of the 15th International Academic MindTrek Conference: Envisioning Future Media Environments, 2011.
  • McGonigal, Jane: Besser als die Wirklichkeit!: warum wir von Computerspielen profitieren und wie sie die Welt verändern, München: Heyne, 2012.
  • Burke, Brian: Gamify: how gamification motivates people to do extraordinary things, Brookline, MA: Bibliomotion, 2014.
  • Deci, Edward L. / Koester, Richard / Ryan, Richard M.: Extrinsic Rewards and Intrinsic Motivation in Education: Reconsidered Once Again, in: Review of Educational Research 71, 1 (2011), S. 1–27.
  • Bedei, Yannik: Motivationspotenziale und Wirkungsweise von Gamification am Beispiel von Fitnessstudios, Bachelorarbeit an der Fachhochschule Kiel, 2017.
  • Bundesministerium für Bildung und Forschung

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