Vor einiger Zeit habe ich mir vorgenommen, mindestens einmal monatlich etwas Neues zu erfinden oder zu entwickeln. Sei es eine App, ein Spiel, ein Life Hack, ein Redesign für eine Anwendung oder etwas vollkommen Ausgefallenes. Meist fällt mir das gar nicht so schwer. Jeder kennt dieses „Man bräuchte unbedingt mal …“-Gefühl, das durch einen Mangel hervorgerufen und durch einer Erfindung leicht befriedigt werden kann. Wenn man „Was könnte man gut gebrauchen?“ um die Fragen „Was sollte verbessert werden?“ und „Was ist es wert, erhalten zu bleiben?“ ergänzt, tun sich unendlich viele Ideen auf – die auch viele Start-ups zur Gründung getrieben haben.

Zugegeben: Manchmal fällt auch mir mal nichts ein. Entweder tut sich dann gerade kein Mangel auf oder der Alltag hat mich fest im Griff. Doch dann gibt es immer noch zahlreiche Tipps und Tricks, die mir helfen, mein kreatives Denken anzuregen. Tipps und Tricks, von denen ich vier mit Ihnen teile.

1. Weg vom Schubladendenken

Es gibt Fragen, auf die es lediglich eine Antwort gibt. Wenn der Lehrer „5 + 5 = ?“ an die Tafel schreibt, ist uns klar: Die Lösung lautet 10. Wir alle haben diese Lösung gelernt, unser Denken ist konvergent. Tina Seelig, Dozentin für Kreativität und Unternehmertum in Stanford, spricht dagegen von „divergent thinking“, wenn man die Gleichung umkehrt. „? + ? = 10“ bietet auf einmal unendlich viele Lösungsmöglichkeiten.

Probieren Sie es doch einmal im Kleinen aus: Anstatt beim Abendessen bekannte Zutaten zu einer vorhersehbaren Mahlzeit zuzubereiten, kehren Sie den Vorgang um. Welche Zutaten haben Sie im Schrank, die Sie zu einer Mahlzeit kombinieren können? Seien Sie ausgefallen und erfinden Sie etwas Neues.

2. Kombinieren und verbinden

Das Küchenbeispiel zeigt: Wenn wir uns von Altbekanntem lösen und lernen, anders zu denken, entstehen auch neue Ideen. Ähnlich wie bei Chromosomen-Paaren, die sich kreuzen und danach Erbmaterial von beiden Elternteilen beherbergen, ist es daher wichtig, unsere Ideen und Informationen mit anderen zu teilen. Indem wir Wissen teilen, vervielfältigt es sich. Nicht zuletzt deswegen entstehen Innovationen vor allem an Orten, an denen viele verschiedene Menschen und Ideen aufeinandertreffen.

Der japanische Spielzeug-Entwickler Shimpei Takahashi verwendet „Shiritori“, um neue Ideen zu generieren: In einer kleinen Gruppe startet eine Person mit einem Wort. Die nächste Person nennt einen Begriff, der mit dem letzten Buchstaben des Vorgängerwortes beginnt usw. Also: Telefon, Nase, Elefant … Nach kurzer Zeit kombiniert man die Begriffe der langen zufälligen Wortkette miteinander. Die Kreuzung aus Telefon und Elefant könnte beispielsweise ein Apparat in Elefantenform sein, bei dem der Rüssel der Hörer ist. Probieren Sie es aus! Neben all den spaßigen und teilweise auch lachhaften Erfindungen werden Sie schnell sinnvolle Kombinationen entdecken.

3. Annahmen in Frage stellen

Der Alltag ist hinterhältig. Er gaukelt uns manchmal vor, dass es für eine Vielzahl von Fragen nur eine vermeintlich eindeutige Antwort gibt. „Ein Getränkehalter im Wagen gefällt. Bauen wir also Autos mit zehn Getränkehaltern – die gefallen unseren Kunden noch besser.“

Machen Sie es wie Newton, Kopernikus oder Einstein – lösen Sie sich von diesem Denken. Nur wenn Sie sich nicht mit der ersten offensichtlichen Antwort zufrieden geben, kann Neues entstehen. Indem Autohersteller hinterfragten, ob weitere Getränkehalter das Auto tatsächlich verbessern, könnten sie alternative, bessere Lösungen zur Getränkeaufbewahrung entwickeln (z. B. einen Extra-Tank oder Reservoirs in den Autositzen).

4. Probleme „reframen“

Wer Probleme reframt, gibt ihnen einen neuen Rahmen bzw. gestaltet die Fragestellung umfassender. Reframing ist die logische Konsequenz daraus, Annahmen in Frage zu stellen.

Ein Negativbeispiel dafür, Probleme nicht neu zu beleuchten, sind all die langweiligen und offensichtlichen Lösungen, die meist verbesserungswürdig sind. Wie z. B. Namensschilder. Sie sind klein, manchmal verkehrt herum angebracht und enthalten nicht wirklich die Informationen, die wir über unser Gegenüber gern hätten. An dieser Stelle könnten wir ein neues Namensschild gestalten. Oder reframen. Ein Namensschild fungiert schließlich als Auslöser einer Konversation. Warum sich also nicht die Frage stellen: „Welche anderen Möglichkeiten haben wir, ein Helferlein für den Gesprächsstart zu entwickeln?“

Indem wir den Rahmen der Fragestellung ändern, tun sich auf einmal unzählige Lösungen auf. Zum Beispiel bedruckte T-Shirts mit Fotos von Urlaubsorten und Hobbys oder vielleicht eine App, die uns beim Näherkommen Informationen über unser Gegenüber verrät.

Wichtig dabei: Gestalten Sie den Rahmen der Fragestellung nicht zu eng. Wenn ein Kunde uns z. B. beauftragt, eine Website zu entwickeln, lautet unsere erste Frage: „Warum benötigen Sie eine Website?“ Er erklärt, dass er sich mehr Sichtbarkeit wünscht. Auf einmal lautet die Frage „Wie erlange ich mehr Sichtbarkeit?“ Und es existieren weitaus mehr mögliche Lösungen als lediglich eine Website zu erstellen.

Fazit

Innovation kennt keine Probleme. Jedes Problem ist tatsächlich nur eine Frage, die auf kreative Antworten wartet. Nutzen Sie also die 4 Tipps, um Ihr kreatives Denken anzuregen und einen Mangel zu beseitigen oder ein Problem zu lösen.

Übrigens: Kreativität ist lernbar, zum Beispiel in unseren Kreativseminaren. Dort verraten wir Ihnen wertvolle und praxiserprobte Tipps, Kreativitätstechniken und -methoden und freuen uns schon, Ihr Denken zu verändern.

Quellen:

Tina Seelig: inGenius – A Crash Course on Creativity

Tina Seelig: Stanford Alumni Event 2011

Shimpei Takahashi: Play this game to come up with original ideas (TED Talk)

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