Scribble (zu deutsch: unsauber Geschriebenes) bedeutet reduziertes Zeichnen. Wie die Übersetzung schon sagt: Es muss nicht perfekt sein. Trotzdem sind Kritzeleien ein wichtiges Hilfsmittel zum Kommunizieren, Erklären – und zum Verkauf von Ideen.

Mit Scribbles Ideen verkaufen

Fakt ist: Menschen sehen sich gerne Werke anderer Menschen an. Auch in den meisten Präsentationssituationen spricht das Publikum besser auf handgezeichnete Bilder an als auf ausgefeilte Grafiken. Handzeichnungen haben Charakter. Sie sind spontaner, ursprünglicher – und damit weniger einschüchternd. 

Bilder machen vieles konkreter, klarer und fassbarer. Man kommt schneller zu Lösungen und bringt Ideen besser auf den Punkt. Denn wenn Worte fehlen bringen Bilder oft den entscheidenden Durchblick.

Das macht Scribbles zu einem wichtigen Verkaufsinstrument. Große Konzerne wie die Deutsche Bank oder Telekom lassen ihre Meetings in Echtzeit von Illustratoren mitzeichnen. Marken wie Google oder Microsoft entdecken die Kraft des Handgezeichneten, um ihre Produkte auf eine neue Art und Weise zu präsentieren. Bei Filmproduktion wird auf Handzeichnung in Form von Storyboards gesetzt. Selbst in der Magazin-Gestaltung wird der komplette Aufbau per Hand vorentwickelt.

Aber selbst zum Stift greifen und einfach drauflosmalen? Das trauen sich die meisten nicht. Schon gar nicht vor Publikum. Dabei hat jeder von uns das schon unzählige Male getan – im Kindesalter.

Auf die Plätze, fertig, Scribble

Scribbeln ist ein Prozess, den wir schon lange kennen. Seit Kindertagen greifen wir zu Stift und Papier, um Einfälle zu visualisieren. Erinnern Sie sich an ein Bild aus Ihrer Kindheit. War es für Sie nicht völlig logisch, dass die großen, bunten, in sich verankerten Linien einen Wal, Dino oder Haus darstellen?

Im Laufe des Erwachsenwerdens ändert sich unser Verhältnis zum Zeichnen. Ideale, Bewertung und Kritik hemmen das freie Denken. Die abstrakten Kunstwerke aus Wachsmalstrichen weichen genauen Vorstellungen zu Form, Farbe und Größe von Objekten. Aus dem kreativem Kinderkopf wird ein angepasstes, sachliches Erwachsendenken. Darum kritzeln Erwachsene seltener einfach drauf los – außer beim Telefonieren oder in langweiligen Terminen.

Die gute Nachricht: Die Fähigkeit zum visuellen Denken bleibt auch im Erwachsenenalter bestehen. Und kann mit ein wenig Übung schnell aus dem Dornröschenschlaf geweckt werden.

Das visuelle Handwerk

Das Ziel ist einfache Kommunikation. Scribbles sollen nicht perfekt sein, sondern lediglich die grobe Idee skizzieren. Brechen Sie Informationen auf das Wesentliche herunter. Reduzieren Sie unnötige Details. Um das, was übrigbleibt, zu Papier zu bringen, brauchen Sie nicht viel. Die drei wichtigsten Werkzeuge bringen Sie bereits von Natur aus mit: Hände, Augen und die Fähigkeit, visuell zu denken. Sie brauchen also nur noch Stift und Papier.

Das visuelle Alphabet

Wie beim Buchstaben-Alphabet gibt es auch beim visuellen Denken Grundformen, aus denen sich viele Elemente zusammensetzen lassen. Zerlegen Sie das, was Sie zeichnen möchten, in einzelne Formen. Zeichnen Sie es Schritt für Schritt. So fällt der Anfang leichter.

Das visuelle Vokabelheft

Legen Sie sich ihre eigene visuelle Bibliothek in Form eines Vokabelhefts an. Sie können bei Ihren nächsten Veranschaulichungen schnell auf bereits von Ihnen visualisierten Grafiken zurückgreifen. Das spart Zeit. Fangen Sie direkt an – greifen Sie sich ein Notizheft und malen Sie folgende Begriffe auf.

Nobody is perfect

Übung macht den Meister. Also einfach loslegen und von Zeichnung zu Zeichnung sicherer werden. Denken Sie an ein anstehendes Projekt. Brainstormen Sie wichtige Begriffe, wandeln sie diese in Scribbles um. Denken Sie daran: Es geht nicht um Perfektion. Sie müssen Ihre Zeichnungen nicht einmal selbst schön finden. Solange sie die Idee visualisieren, erfüllen sie die Ansprüche an ein Scribble.

Der Praxistest

Gewöhnen Sie sich daran, Scribbles in Ihre Arbeit einzubinden. Fragen Sie Kollegen, ob die Aussage rüberkommt. Fügen Sie Handzeichnungen in Präsentationen ein. Und erklären Sie bei Gesprächen bestimmte Prozesse direkt auf Papier. Es lohnt sich. Denn Bilder sagen nicht nur mehr als tausend Worte. Sie verkaufen auch besser.


Quellen:     

Dan Roam. Auf der Serviette erklärt. Verlag: Redline.
page-online.de/visual thinking
page-online.de.tipps-und-tools-fuers-scribbeln

Eltje Rohling

Eltje ist Mediengestalterin bei New Communication. Die gebürtige Flensburgerin tobt sich schon von klein an kreativ aus. Das ist aber nicht der einzige Grund, warum sie perfekt zu uns passt. Denn am liebsten mag’s Eltje krassgrün – als Farbe oder in der Natur. Nur beim Karate hat sie den grünen Gurt schon lange gegen einen braunen getauscht. Attacke!