Interviews sind Medienkontakte der besonderen Art: Ihr persönlich-verbindlicher Charakter macht sie zu attraktiven Instrumenten, um das eigene Unternehmen ins Gespräch zu bringen. Die Angst vor einem misslungenen Auftritt – und sei es für den eigenen Imagefilm –  treibt jedoch vielen die Schweißperlen auf die Stirn. Wie gut, dass Interview-Situationen zum trainierbaren Handwerk der Medienwelt gehören.

1. Erst denken, dann sprechen

Die Planung eines Interviews ist unerlässlich. Auch in hektischen Situationen sollten Interviews daher inhaltlich und formal vorbereitet sein. Fragen vorab sind:

  • Wer führt das Interview und für welches Medium?
  • Welches Thema steht im Fokus?
  • In welcher Rolle sind Sie gefragt: Als Abteilungsleiter, Elternteil, Nachbar?
  • In welcher Form erscheint das Interview: Geht es um eine Reportage oder um einen kurzen Einspieler?

In den meisten Fällen erfolgt ein Vorgespräch über die Inhalte und den formalen Rahmen des Interviews. Nutzen Sie diese Möglichkeit und klären Sie Ihre Fragen.

Interviews fangen Informationen und Meinungen ein. Bei der inhaltlichen Vorbereitung hilft Ihnen deshalb die Beantwortung der Frage:

  • Welche Kernaussagen will ich platzieren?

Ein praktischer Hinweis: Schreiben Sie Ihre Signalsätze zuvor einmal nieder. Das schafft Sicherheit.

Neben den inhaltlichen Aspekten ist auch das passende Äußere entscheidend. Wählen Sie eine Garderobe, die Ihrer Rolle entspricht. Aufgepasst jedoch bei kleinteiligen Mustern oder grellen Farben. Vor allem erstere erzeugen auf dem Bildschirm flimmernde Farbflächen („Moiré-Effekt“). Sie irritieren das Auge des Betrachters und lenken von Ihrer inhaltlichen Aussage ab.

2. Der „Fluch des Wissens“

Gerade Ihr Know-how macht Sie für Journalisten oft interessant. Steckt man jedoch bis zum Hals in Fachwissen, liegt der Trugschluss nahe, man müsse sich nicht auf Interviews vorbereiten. Das Gegenteil ist der Fall. Wenn Spezialwissen sprachlich vermittelt werden soll, gerät man schnell in Konflikt mit dem jeweiligen Fachchinesisch. Meist gehören die Leser, Zuhörer oder Zuschauer nicht zum Kreis der Experten. Umso wichtiger sind daher die Fragen:

  • Welcher Teil meines Wissens ist für das konkrete Interview relevant?
  • Wie kann ich diesen Ausschnitt in mediengerechte Sprache übersetzen?

Die KISS-Formel („keep it short and simple“) erinnert daher daran, nicht zu sehr in den jeweiligen Fachjargon abzudriften. Insbesondere für das Radio-Interview bietet eine bildhafte, plastische Sprache eine hervorragende Verständnis-Stütze für die Rezipienten. Ein Gedanke pro Satz reicht vollkommen. Lange Satzgespinste tragen nichts zur Kompetenz Ihrer Aussage bei. Verplaudern Sie also keine wertvolle Interview-Zeit, sondern werden Sie dem Tempo des Mediums gerecht.

3. Kleine Geste, große Wirkung

Lassen  Sie eine natürliche Modulation Ihrer Stimme zu und finden Sie Ihr angenehmes Sprechtempo: Sie bleiben derselbe Mensch – auch mit Mikrofon vor dem Mund. Vorsicht mit hektischer Gestik und schnellen Bewegungen – hier kommt die Kamera nicht mit. Übersprunghandlungen, wie unnötiges Kratzen am Kopf oder Kneten der Finger, gilt es wenn möglich zu vermeiden. Für solche Marotten wirkt die Kamera leider wie ein Vergrößerungsglas. Setzen Sie viel eher auf ruhige Gesten und überschaubare Handbewegungen. Auch die Ton-Assistenz wird es Ihnen danken, wenn Sie auf überflüssige Ausflüge des Bewegungsapparates verzichten.

4. Einstellungssache

Zu guter Letzt hängt das Gelingen eines Interviews auch von der inneren Einstellung ab, mit der Sie in ein Interview starten. Machen Sie sich dazu bewusst: Jedes Interview ist eine Chance, die Botschaften Ihres Unternehmens bei den Zielgruppen zu platzieren. Nutzen Sie die gute Möglichkeit, sich und Ihrem Unternehmen ein positives Gesicht zu verleihen und für Zustimmung zu werben.

Genießen Sie in diesem Sinne Ihr nächstes Interview. Mit einer sorgfältigen Vorbereitung und dem grundlegenden Wissen über die Produktionsbedingungen des jeweiligen Mediums steht dem erfolgreichen Auftritt für Ihr Unternehmen nichts im Wege.

 

Quellen:

Giller, Conrad/Arns, Christian (2012): PR-Ratgeber Interview. Helios-Media, 1. Auflage.

Schmidt-Egger, Christian (2013): Medientraining: Wie man Medienauftritte souverän meistert. UVK, Konstanz/München.

Zitz-Vollbracht, Karin (2012): Relationales Interview- und Verhandlungscoaching. In: LO – Lernende Organisation. Zeitschrift für relationales Management und Organisation, Ausgabe 7/2012, S. 29 -34.

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