7 Mythen über Tinnitus, die 10 teuersten Gemälde, 11 Lebensmittel, die niemals in den Kühlschrank gehören, die 100 wichtigsten Alben der Rockgeschichte: Müssen Sie bei solchen Überschriften auch unbedingt weiterlesen? Ganz ehrlich? Dann sind Sie ein Fall für Listicles. Ist das schlimm? Und ist es ansteckend?
5 Fakten, die Sie über Listicles wissen sollten
Auf Facebook und anderen Kanälen schwirren sie täglich durchs Internet: Lese-Empfehlungen für Seiten wie BuzzFeed oder cracked.com. Angepriesen werden dort Inhalte, wie sie oben stehen. Klicken Sie auch immer wieder auf diese Links? Sie lieben also Listicles. Damit sind Sie nicht allein, ihre Form macht sie so unwiderstehlich.
1. Zur Hälfte Artikel, zur Hälfte Liste: das Listicle
Ihre Fans würden sagen, Listicles seien eine Mischung aus Artikel und Listen, die die stärksten Vorteile beider Publizierungsformen verbindet. Ein typisches Listicle wird eingeleitet von einer Überschrift wie „die 2 überzeugendsten Gesichtsausdrücke der Schauspielerin Veronica Ferres“ oder „10 Dinge, die der Mann braucht“. Es folgen einige Zeilen, in denen das Thema erklärt wird – dann kommt ein meist von Bildern begleiteter Text, der sich wie eine locker geschriebene Aufzählung liest. Die aufmerksamkeitsstarke Aufmachung, prägnante Formulierungen und die übersichtliche Struktur wirken: Das zeigen die Klickzahlen bei den Anbietern solcher Inhalte.
2. It's all about news snacking
Unser Informationsverhalten hat sich in den vergangenen Jahren deutlich geändert. Wir überprüfen unsere bevorzugten Nachrichtenkanäle in viel kürzeren Abständen und mehrmals täglich nach neuen, spannenden Informationen. Das tiefgehende News Reading wird abgelöst durch ein breit gestreutes News Snacking. Listicles bereiten die Informationen dazu passend auf: In kleinen, leicht bekömmlichen Häppchen kann sie der User schnell und unkompliziert aufnehmen und verdauen.
3. Für die schnell Abgelenkten
Listicles sind exakt auf die kurze Aufmerksamkeitsspanne zugeschnitten, die wir Inhalten im Netz heute nur noch geben. Untersuchungen zeigen, dass mittlerweile höchsten 28 % aller Wortinhalte einer Webseite gelesen werden. Wir werden beim Lesen häufig unterbrochen und müssen den Fokus auf andere Dinge richten. Listicles sind mit ihrer pausierfreundlichen Struktur darauf zugeschnitten. Wenn Sie den Faden verloren haben, können Sie ihn woanders problemlos wieder aufnehmen. Sie wollen einen Punkt des Listicles überspringen, der Sie nicht fesselt? Die Essenz des Artikels werden Sie trotzdem mühelos verstehen.
4. Schützt vor Überraschungen
Wenn Sie einen herkömmlichen Artikel zu lesen beginnen, wissen Sie in aller Regel noch nicht, was in seinem Lauf an Informationen auf Sie zukommt. Vielleicht erhalten sie 15, vielleicht aber auch nur zwei wichtige Informationen. Und dafür müssen Sie so viele Wörter lesen. Frustrierend, oder?! Bei einem Listicle wissen Sie ab der Überschrift ganz genau, was Sie erwartet.
5. Komplexes überschaubar machen
Psychologisch gesehen sind Listicles auch deshalb so verführerisch, weil sie dem Leser suggerieren, er müsse sich nur durch eine prägnant geschriebene Aufzählung lesen, um sich ein komplexes Thema ohne Anstrengung zu erschließen. 10 Klicks, und ich kenne die teuersten Kunstwerke und ihre Erschaffer: Wer braucht Kunstgeschichte?
Fazit:
Immer mehr Anbieter von Informationen bedienen sich mit den Listicles einem extrem wirkungsvollen Instrument der Strukturierung, um sich in der medialen Content-Schwemme zu behaupten. Wann also schreiben Sie Ihren ersten oder nächsten Listicle?
Quellen:
University of Chicago Magazine: "The listicle as literary form", Arika Okrent
Journal of Consumer Research: The Top-Ten Effect: Consumers’ Subjective Categorization of Ranked Lists
The Guardian: "Top nine things you need to know about 'listicles'", Steven Poole vom 12.11.2013
The Guardian: "5 ways the listicle is changing journalism", Anna Lawlor vom 12.08.2013
Herder, Eelco; Mayer, Matthias; Obendorf, Hartmut; Weinreich, Harald: Not quite the Average: An empirical Stury of Web Use
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