So weit, so gut. Jeder von uns hat die Bilder der Vermüllung der Weltmeere vor Augen. Vieles davon ist Verpackungsmüll, der auf unterschiedlichste Weise dorthin gelangt. In Deutschland produzierten wir 2016 laut Angaben des Umweltbundesamts 220,5 kg pro Kopf und liegen damit über 30 % über dem europäischen Durchschnitt. Der Anteil an Plastikverpackungen, der den privaten Verbrauchern zuzurechnen ist, beträgt hierbei etwa 25 kg. Pro Kopf. Egal, ob jung oder alt.

Um die maritime Sicht dieses Artikels beizubehalten, stellen wir uns die Verpackungsindustrie als eine Flotte von Schiffen vor. So gibt es große Tanker und Riesenfrachter, die nur schwerfällig auf notwendige Kurskorrekturen reagieren. Daneben gibt es aber noch viele kleinere Segelschiffe, die es besser verstehen, die Winde zu nutzen. Das bedeutet, dass der Großteil der Industrie noch auf Plastikverpackungen setzt, während es mittlerweile bereits einige Alternativen gibt, die langsam aber sicher aus ihrem Nischendasein wachsen.

Welche Alternativen zur Plastikverpackung gibt es?

Welches ist die beste? Gar nicht so leicht zu beantworten. Der meiste Verpackungsmüll wird natürlich vermieden, wenn die Ware unverpackt auf dem Markt angeboten werden kann. Dies ist in Teilbereichen möglich und wird vom Verbraucher auch akzeptiert. Hierzu zählen die klassischen unverpackten Waren, wie Obst und Gemüse auf den Wochenmärkten, aber auch die gerade trendigen Unverpackt-Läden, in denen man daneben u. a. noch Kosmetikartikel und Getränke bekommt.

Auch große Handelsketten prüfen Verpackungsreduzierung, bis hin zur Vermeidung. Hier heißt das Zauberwort „Smart Branding“. Mittels eines hochauflösenden Lasers werden Pigmente auf der äußeren Schale entfernt, ohne dass die Frucht dabei geschädigt wird. Auf diese Weise kommen bereits diverse Zitrusfrüchte, Kokosnüsse, Gurken und Süßkartoffeln gänzlich ohne Verpackung und Etiketten aus.

Wo eine Vermeidung nicht möglich ist, gilt es entweder zu reduzieren oder auf alternative, nachhaltige Materialien umzustellen. Reduziert wird z. B. durch Obstnetze statt Plastikschalen. Idealerweise werden diese Netze aus Zellulosefasern gefertigt, die aus Buchenholz hergestellt und biologisch abbaubar sind. Fasern als Grundlage haben auch Verpackungen, die aus Agrarresten hergestellt werden. Bisher ungenutzte Agrarabfälle, wie Reisstroh, Bananenstämme oder Ananassträucher, aber auch heimische Tomatenpflanzen werden zermahlen und zu Fasern geformt. So kann es durchaus passieren, dass Tomaten in Verpackungen landen, die ebenfalls aus Tomaten sind.

Außergewöhnlich ist auch die Entwicklung einer essbaren Folie aus dem Milchprotein Casein. Diese kann beispielsweise als Verpackung für Käse genutzt werden. Den Qualitätsvergleich mit einer herkömmlichen Plastikfolie braucht sie dabei nicht zu scheuen. Sie schließt sogar besser vor Sauerstoff ab und hält – wenn sie in Verbindung mit Pektinen aus Zitrusfrüchten hergestellt wird – auch Feuchtigkeit stand.

Nicht weniger Fantastisches findet sich im Verpackungssektor für Getränke. Aus Island kommt die Idee, Flaschen aus Agar, einer Algensubstanz, herzustellen. Der Clou ist, dass die Flasche ihre Form behält, solange sie gefüllt ist. Erst danach beginnt der Abbauprozess.

Und wer sogar selbst die Verpackung abbauen möchte, dem sei eine britische Erfindung geraten. Essbare Wasserbehältnisse in Kugelform. Innen das Getränk, außen eine flexible, rissfeste Membran, ebenfalls auf Seealgenbasis. Das Ganze dazu in mundgerechter Portion. Wie an den Beispielen deutlich wird, ist bei der Verpackung noch nicht „Hopfen und Malz verloren“. Vielmehr können sogar diese Materialien als Plastikersatz dienen.

Ahoi, Segel setzen!

Ob Sie Kapitän sind oder nur Passagier, Ihnen sind viele Möglichkeiten geboten, Ihren Kurs zu ändern. Nutzen Sie die frische Brise, um Ihre Segel neu auszurichten und auch morgen ein Mehr an Meer zu haben.

 

Quellen

umweltbundesamt.de

presseportal.de

ingenieur.de

trendsderzukunft.de

utopia.de

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