Die Attraktivität des ländlichen Raums hat in den letzten Jahren enorm zugenommen. Zwar gelten Städte insbesondere für 20- bis 30-Jährige immer noch als attraktiver Lebensraum, in welchem sie ihre Hochschule, ihren Arbeitgeber, Freizeitmöglichkeiten, Inspiration und Abwechslung finden. Doch diese Attraktivität bekommt inzwischen starke Konkurrenz. Mit jedem Kilometer verlegtem Glasfaserkabel in ländlichen Regionen werden Land, Dorf und Kleinstadt als Wohnorte attraktiver. Homeoffice, Online-Handel und die veränderte Mediennutzung sind Treiber dieser Entwicklung.

Der Blockbuster wird immer häufiger auf der heimischen Couch gestreamt, als im Kino in der Stadt angeschaut. Was der lokale Hofladen nicht bietet, wird kurzerhand online bestellt. Und zur Arbeit müssen auch immer weniger Menschen in die überfüllte Stadt fahren. Die ländliche Idylle entwickelt sich mehr und mehr zum hippen Zukunftsort.

Trendfusion führt zur progressiven Provinz

Die Trendforscher vom Zukunftsinstitut sprechen von „progressiver Provinz“. Die Entwicklung des ländlichen Raums zum Zukunftsort erklären sie mit einer Fusion von bestehenden Trends: Wo Health Villages, Resonanz-Tourismus, Digitale Nomaden und Home Suite Home aufeinandertreffen, verdichten sich ländliche Orte zu modernen und zukunftsorientierten Lebensräumen.

Schlafdörfer werden durch Homeoffice wachgeküsst

Bedingt durch die Pandemie waren unzählige Unternehmen gezwungen, ihre Prozesse, Unternehmenskultur und IT auf Homeoffice umzustellen. Unternehmen und Beschäftigte haben in dieser Zeit die vielen Vorteile des dezentralen Arbeitens kennengelernt: Verbesserte Vereinbarkeit von Job und Familie und eine ungestörtere Arbeitsatmosphäre sind nur zwei davon. Vor allem aber reduzierten sich Fahrtzeit und -kosten und damit die CO₂-Belastung. Auch nach der Pandemie werden viele Unternehmen großzügige Homeoffice-Regelungen beibehalten. Selbst, wenn die Arbeitnehmer*innen darauf keinen Rechtsanspruch haben.

Preis- und lebenswert

Ein wichtiger Treiber ist die Entwicklung der Mietpreise, die in Städten immer unbezahlbarer werden. Um stolze 42 % sind die Mieten bundesweit seit 2011 gestiegen. Auch in ländlichen Regionen ist ein Mietpreisanstieg zu verzeichnen, doch im Vergleich zum städtischen Mietpreisspiegel sind die Kosten für Mietwohnung oder Wohneigentum für viele noch tragbar.

Plötzlich pulsiert das Leben

Die rasante Entwicklung von ländlichen Räumen zur innovativen Idylle lässt sich auch an der Entwicklung der Coworking-Spaces auf dem Land ablesen. Noch 2017 waren es bundesweit fünf, 2020 bereits 140 und in drei Jahren wird es bei aktueller Entwicklung bereits 300 Coworking-Spaces auf dem Land geben – bei insgesamt 294 Landkreisen in der Bundesrepublik. Schleswig-Holstein nimmt mit dem Projekt CoWorkLand der Böll-Stiftung in dieser Entwicklung eine Vorreiter-Rolle ein.

Ländlicher Unternehmergeist

Immer mehr Unternehmen investieren in die Attraktivität ihrer Region. Sie erkennen, dass die Anziehungskraft einer Region maßgeblich auch zur Attraktivität der Arbeitgebermarke beiträgt. Denn die loyalsten Mitarbeiter*innen sind oft die, die in der Region leben und in ihr verwurzelt sind. Prominentes Beispiel: Der Unternehmensgründer von Hobby Wohnwagenwerk, Harald Striewski, schenkte seiner Heimatgemeinde Fockbek eine neue Kirche und ein neues Gemeindehaus.

Die Viessmann-Group ist dabei, ihre Heimatregion in Nordhessen zu einem CO2-postiven Valley zu entwickeln. Dazu baut die Unternehmensgruppe erneuerbare Energiequellen in der Region deutlich aus, entwickelt innovative CoRiding-Angebote und investiert in ein regionales Fernwärmenetz, E-Ladestationen und regionale Aufforstungsprojekte.

Reallabor für innovative Infrastrukturen

Das Innovationsklima in ländlichen Regionen ist günstig. Eine hohe Hilfsbereitschaft und ausgeprägte Solidarität sind traditionell fest verankert. Der kooperative Nährboden wartet nur darauf, bestellt und bepflügt zu werden. Durch Aktivitäten bei der freiwilligen Feuerwehr, dem lokalen Sportverein oder dem gemeinschaftlichen Dorffest sind freundschaftlich-nachbarschaftliche Netzwerke bereits vorhanden. Dieses kooperative Klima begünstigt Projekte wie beispielsweise im hochsauerländischen Titmaringhausen. Durch intelligente Nutzung der Wärme und des Stroms der lokalen Biogasanlage ist das Dorf mithilfe eines eigens gebauten Nahwärmenetzes inzwischen vollständig energieautark.

Aber auch die Landwirtschaft entwickelt sich mehr und mehr zur Hightech-Branche. Solarbetriebene Roboter jäten Unkraut. Intelligente Melksysteme selektieren ungeeignete Milch direkt aus. Data Science, Hightech und bioökonomische Prinzipien bilden die Basis für einen ressourceneffizienten geschlossenen Energie- und Stoffkreislauf.

Fazit

Das Leben auf dem Dorf ist in Zukunft nicht nur geprägt durch Entschleunigung und Einkaufen im Hofladen. Künftig findet dort auch ein immer größerer Teil der innovativen Wertschöpfung statt und so entwickelt sich das Land zunehmend zu einem attraktiven Zukunftsort.

Sören ist Geschäftsführer von New Communication. Der studierte Betriebswirt ist immer auf der Jagd nach neuen Herausforderungen. Wenn er die in der Gegenwart nicht findet, sucht er sie in der Zukunft – in Form von Trends, die die Marketing-Welt bewegen. Und weil Zeitreisen für Sören nicht genügen, überrascht er im Anschluss die gesamte Belegschaft mit Stunt-Training. Ehrensache, dass wir auch dort für ihn durchs Feuer gehen.

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