Von Studenten für Studenten
Die App wurde vor gut 1 Jahr von dem 24-jährigen Studenten Alessio Borgmeyer entwickelt. Zusammen mit Freunden sammelte er bereits erste Erfahrungen mit der App TellM. Neue Funktionen und ein erprobtes Konzept flossen dann in „Jodel“ ein, das von großen Investoren wie den Samwer-Brüdern und Christopher Maire unterstützt wird. Schnell verbreitete sich die App an deutschen Unis. Waren es im Frühjahr 2015 noch ca. 100.000 Nutzer, sind es mittlerweile locker 1 halbe Million.
„Der lokale Talk ist das Außergewöhnliche an der App. Man spricht eben nicht mit Leuten, die man kennt, sondern mit Leuten aus der Umgebung“, erklärt Borgmeyer. Die Anonymität im Netzwerk animiert Nutzer dazu, ungehemmt über ihren Alltag zu posten. Bei den Inhalten geht es vor allem um Unterhaltung. Von geistreich bis plump sind auch Scherzbolden keine Grenzen gesetzt: „Sitze gerade im Café und verbinde mich mit einem Netzwerk namens `Martin Router King´. Was soll ich sagen? I have a stream!“
Jodel-Gebote geben den Ton an
Allerdings geriet schon das US-amerikanische Pendant „Yik Yak“ in Verruf, als Nutzer die App für Mobbing missbrauchten. Jodel positioniert sich strikt gegen beleidigende oder anstößige Beiträge mit 10 Jodel-Geboten, die jeder Neu-Jodler akzeptieren muss. Ein Verstoß wird mit eigenen Moderatoren und der Community selbst bekämpft. Mittels eines Bewertungs-Systems werden die beliebtesten Nachrichten von der Community nach oben oder unten gevotet. Ab einem Wert von minus 5 fliegen die Nachrichten aus der App raus. Nutzer können einzelne Nachrichten auch direkt melden und von Moderatoren prüfen lassen. Die beliebtesten Jodel posten die App-Betreiber hingegen auf dem eigenen Instagram- und Facebook-Account.
Social, local, mobile
Bislang gibt es auf der App keine Werbeplätze für Unternehmen. Early Adopter können die Anonymität des Netzwerks jedoch für sich nutzen, wenngleich die Reichweite ihrer Posts durch den Ortsbezug beschränkt ist. Lokale Aktionen, Veranstaltungen und Rabatte können gezielt inszeniert werden, wenn sie authentisch transportiert werden. Wenn also z. B. eine Bar unterhaltsame Nachrichten mit Bezug zum eigenen Geschäft postet, könnte sie damit Aufmerksamkeit generieren und kostenlos neue Kunden aus der Umgebung anlocken. Ortsungebundene Marken müssten geographisch gut verteilte Jodler positionieren, die aufmerksamkeitsstarke Nachrichten mit dezentem Markenbezug veröffentlichen. Die App könnte sich auch gut für einen Test eignen: Wie kommen Nachrichten in der Community an, bevor man sie z. B. auf Twitter veröffentlicht?
Eine App mit Potenzial
Es bleibt spannend, wie sich das Geschäftsmodell der vielversprechenden App weiterentwickeln wird. Wie Jodel Geld verdienen soll, ist bislang noch unklar. „Am offensichtlichsten ist lokales Advertising. Studenten sind eine höchst attraktive Zielgruppe für viele Unternehmen“, beschreibt Borgmeyer mögliche Zukunftspläne. Recht hat er.
Quellen:
gruenderszene.de "Warum Studenten die App Jodel lieben – und Promi-Investoren auch", Hannah Scherkamp vom 25.8.2015
medium.com "Is Yik Yak Actually Good For Marketing?", Steven Skunberg vom 25.02.2015
bento.de "Wie die App Jodel Deutschlands Unis erobert", Martin Wiens vom 1.10.2015
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