Die Auswirkungen des Pariser Klimaabkommens kommen nun auch bei den Unternehmen an. Spätestens jetzt müssen diese sich den veränderten Anforderungen stellen, ihre CO₂-Footprints messen und ausgleichen. Die wichtigste Änderung für Unternehmen dürfte die Anrechenbarkeit der CO₂-Ausgleichsmaßnahmen betreffen. Gleicht ein Unternehmen seine Emissionen durch die Unterstützung eines Klimaschutzprojektes aus, beanspruchen die Länder, in denen das Projekt durchgeführt wird, die CO₂-Reduktion für ihre eigene Klimabilanz. Doppelberechnungen sollen so verhindert werden. Die Folge für Unternehmen: Sie können sich zumeist nicht mehr mit dem Label „Klimaneutral“ schmücken – eine bisher beliebte und verbreitete Praxis bei Unternehmen, die ihre Emissionen vollständig ausgleichen.
Kein „Klimaneutral“-Label mehr
Obwohl dies an der Wirksamkeit der Ausgleichsmaßnahmen nichts ändert, fragen sich viele Unternehmen zurecht, wie sie ihren Footprint am wirkungsvollsten ausgleichen und ihr Klimaengagement rechtssicher und transparent kommunizieren können. Auch die Kieler Agentur New Communication. Bereits 2020 wurde das Unternehmen von der Stiftung myclimate als klimaneutral zertifiziert. Doch in diesem Jahr wird das bekannte Label nicht Teil der Kommunikation sein. „Unser bevorzugtes Klimaprojekt ist aktuell nicht mehr Teil des Angebots von myclimate“, erklärt Sören Mohr, „da es für das kommende Jahr keine Kontingente mehr hat – die Nachfrage ist hier größer als das Angebot.“
Denn Ausgleichsmaßnahmen sollten Unternehmen mit Bedacht wählen, ist er überzeugt. „Ein bekannter Klassiker unter den Ausgleichsmaßnahmen ist die weltweite Aufforstung von Waldflächen, die meist in Süd- und Mittelamerika stattfindet“, sagt Geschäftsführer Sören Mohr. Die Kieler Agentur hat sich jedoch schon 2020 für ein anderes Projekt entschieden: die MoorFutures. Das sind Zertifikate, mit denen die Stiftung Naturschutz die Wiedervernässung von Moorlandschaften in Schleswig-Holstein refinanziert – ein MoorFuture für eine Tonne eingespartes CO₂.
Klimaschutz hier bei uns in Schleswig-Holstein
„Statt des Klimaneutral-Labels verwenden wir nun schlicht das MoorFutures-Logo“, erklärt Geschäftsführer Sören Mohr, „denn von dem Projekt, seinem Nutzen und seiner Wirksamkeit sind wir absolut überzeugt.“ Für die Agentur sei es in erster Linie wichtig, im Alltag so viele Emissionen wie möglich zu vermeiden, also gar nicht erst entstehen zu lassen. Die, die dennoch anfallen, beispielsweise durch Wasserverbrauch, Wärme oder notwendige Dienstfahrten werden durch Unterstützung des Projektes zur Wiedervernässung von Hochmoorgrünland ausgeglichen. Aber warum Moor? „Klar – wegen der namentlichen Parallele“, scherzt Agenturchef Sören Mohr. „Moore spielen eine enorm wichtige Rolle für die Umwelt und ein intaktes Klima, ihre Wiedervernässung ist also eine hochwirksame Maßnahme für den Klimaschutz. Und es ist ein regionales Projekt“, unterstreicht er, „hier bei uns in Schleswig-Holstein“.
Erlebbares und nachvollziehbares Klimaschutzprojekt
Das kommt auch beim Team gut an und sorgt für Akzeptanz: „Die Maßnahme findet quasi vor der eigenen Haustür statt, kann nachvollzogen, besucht und selbst erlebt werden und stärkt somit auch die Region“. Letzteres ist ganz im Sinne betrieblicher Nachhaltigkeitsbemühungen und ganz im Einklang mit der Klimaschutzstrategie des Landes Schleswig-Holstein. „Wir stärken damit auch den Tourismus und schaffen spannende Naturräume und Naherholungsgebiete.“
Moore gehören zu den typischen schleswig-holsteinischen Naturlandschaften und spielen eine wichtige Rolle bei der Biodiversität. Moore sind aber nicht nur wertvolle Lebensräume für viele heimische Tierarten wie beispielsweise den Wachtelkönig, das Tüpfelsumpfhuhn oder den Moorfrosch. Moore sind die effektivsten Kohlenstoffspeicher der Welt. Entwässerte Moorböden hingegen zersetzen sich und setzen klimaschädliche Gase frei – und entwässert sind heute etwa 90 Prozent der Moore in Deutschland. Ein Hektar entwässerter, landwirtschaftliche genutzter Moorboden gibt jährlich 10 Tonnen CO₂ ab – die gleiche Fläche nasses, gesundes Moor bindet hingegen bis zu vier Tonnen CO₂.
„Letztlich kommt es auf die Wirkung der Maßnahmen und den Nutzen fürs Klima an“, resümiert Agenturchef Sören Mohr, „und darauf, das eigene Engagement ehrlich und transparent zu kommunizieren. Und das tun wir nun etwas unkonventionell mit dem MoorFutures-Logo.“