„Ökonomie ist kein Spiel, das man gewinnen kann, sie ist chaotisch und merkwürdig. Wir müssen lernen, Wirtschaft neu zu denken – zum Wohle aller.“ Andres Indset

Der Wettbewerber wird zum Partner

Anders Indset legt dar, dass die Wirtschaft und der Kapitalismus kein Ende haben. Es ist nicht wie bei dem Spiel Monopoly, dass die Wirtschaft aufhört zu existieren, wenn ein Spieler zu oft im Hotel auf der Parkallee des Gegners gastiert und bankrott geht. Erfolgreiche Unternehmen leben nicht von Siegen, sondern davon, möglichst lange „mitzuspielen“. Vitalität und Erfolg in der Quantenwirtschaft sind durch Unendlichkeit und Unvorhersehbarkeit definiert.

Das stellt natürlich den Konkurrenzgedanken in Frage: Es geht nicht mehr darum, Wettbewerber zu besiegen, sondern darum, eine gesunde Rivalität zu pflegen, von Wettbewerbern zu lernen und in einer Welt der Interdependenz zu wachsen. Daher ist ein wesentliches Element der Quantenwirtschaft die Kollaboration von Wettbewerbern.

Die Autobauer haben das erkannt – und arbeiten zusammen. VW mit Ford und BMW mit Daimler. Beide Teams forschen im Bereich des autonomen Fahrens. Und halbieren so die Kosten. Allein bei Volkswagen beliefen sich die Ausgaben für die Entwicklung der Zukunftstechnologien auf 34 Milliarden Euro. Ein Posten, der einfach verkleinert werden kann. Quantenwirtschaft ist also zu einem Teil auch „Share Economy“.

Die Zusammenarbeit funktioniert allerdings nicht nur im Duo – sondern auch im doppelten Dutzend. Zwölf Forschungseinrichtungen wie die Technische Universität München oder die Fraunhofer-Gesellschaft und elf Unternehmen, darunter Siemens, Bosch oder FEV forschen gemeinsam am Forschungsprojekt „Collaborative Embedded Systems“. Dabei dreht es sich um ein System, in dem Maschinen flexibel auf ihre Umwelt reagieren – und mit ihr kooperieren. Es wäre ein Meilenstein – vor allem für die Industrie und die Energieversorgung.

Alles as a service

Die Firmen verändern sich und kollaborieren. Und die Verbraucher? Die werden von Verbrauchern zu Gebrauchern von Produkten, so Anders Indset.

Nehmen wir als Beispiel das Unternehmen Philips. Das beruht auf dem Geschäftsmodell, dass eine Glühlampe eine gewisse Anzahl an Stunden hält und dann ausgetauscht werden muss. Philips wurde von einem Architekten herausgefordert, der weder eine Lampe noch eine Glühbirne noch einen Stromvertrag kaufen wollte, sondern einfach nur Licht. Daraus entstand „Light as a Service“. Bei so einem Ansatz, bei dem Menschen nur für das Licht bezahlen, oder zum Beispiel ausschließlich für Mobilität, wird die gesamte Verantwortung für das Produkt auf den Hersteller zurückgeführt. Es liegt dann im Interesse der Hersteller, eine Wiederverwendung der Materialien anzustreben, um die Kosten gering zu halten. Dadurch entsteht eine nachhaltige und umweltfreundlichere Kreislaufwirtschaft. So wird Mieten das neue Besitzen.

Nahezu alle Produkte können „as a Service“ angeboten werden. Auto, Fahrrad, Anzüge für die Hochzeit. Gerade die junge Generation spürt, dass Besitzen eigentlich lästig ist. Der Gebraucher nutzt bequem das Objekt, der Unternehmer hat ein neues nachhaltiges Geschäftsmodell. Nebenbei gewinnt auch die Umwelt.

Wirtschaftscluster: gelebte Quantenwirtschaft

Die Grundidee der Quantenwirtschaft sind eigentlich schon in vielen Wirtschaftsclustern zu finden. Schleswig-Holstein hat gleich mehrere davon zu bieten. In gemeinsamen Entwicklungsprojekten werden unternehmens- und hochschulübergreifend neue Technologien erforscht. Projekte bündeln Aktivitäten zur Nachwuchssicherung. Auch die Weiterbildung wird gemeinschaftlich organisiert. So gibt es im Cluster der Digitalen Wirtschaft Schleswig-Holstein mittlerweile 18 Fachgruppen, in denen Wettbewerbsunternehmen ihr Wissen teilen. Im Ernährungswirtschafts-Cluster foodregio wird unter foodstarter.de neue Nachwuchskräfte gesucht. Im Zusammenschluss AdYou engagieren sich Unternehmen dafür, gemeinsam das Berufsbild der Marketingkaufl eute bekannt zu machen. „Regional ausbilden – überregional agieren – international gewinnen“ lautet das Motto der Kampagne. Das kann Quantenwirtschaft also auch!

Quantenwirtschaft ist ein neues Denkmodell

Wo Ressourcen endlich sind, sich also nicht beliebig von selbst umwandeln oder erneuern, müssen sie unendlich nutzbar oder wiederverwendbar hergestellt sein. Quantenwirtschaft ist demnach eine konsequente Kreislaufwirtschaft, kombiniert mit Share Economy. Die Kernidee dahinter: Der Hersteller bleibt Eigentümer seiner Produkte, werden sie mengenmäßig begrenzt, verschleißfrei und recycelbar produziert. Eine Entwicklung, die gerade richtig an Fahrt aufnimmt: In der Schweiz bietet das Circular Hub seit September 2019 Masterclass-Kurse an, die das Prinzip der Zirkularität vermitteln. Quantenwirtschaft ist also durch und durch nachhaltiges Wirtschaften und hat das Potenzial, das Wirtschafts-Betriebssystem der Zukunft zu sein. 

Quellen:

Anders Indset - Quantopia

handelsblatt.com

circularhub.ch

Sören ist Geschäftsführer von New Communication. Der studierte Betriebswirt ist immer auf der Jagd nach neuen Herausforderungen. Wenn er die in der Gegenwart nicht findet, sucht er sie in der Zukunft – in Form von Trends, die die Marketing-Welt bewegen. Und weil Zeitreisen für Sören nicht genügen, überrascht er im Anschluss die gesamte Belegschaft mit Stunt-Training. Ehrensache, dass wir auch dort für ihn durchs Feuer gehen.

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