„Wir handeln durch und durch sozial als auch ökologisch verantwortlich.“ Das sagt sich leicht, aber nicht immer lässt sich das beweisen. Mehr und mehr Unternehmen veröffentlichen deshalb Nachhaltigkeitsberichte, um ihr nachhaltiges Handeln zu belegen.

Gleichzeitig entscheiden auch viele Anleger*innen immer häufiger aufgrund von Nachhaltigkeitskriterien, in welches Unternehmen sie ihr Geld investieren. Dabei unterscheiden sich die Investmentstrategien deutlich. Manche schließen Unternehmen aus, die mit Tabak, Rüstungsgütern oder Pornografie assoziiert werden. Andere setzen auf ganze Branchen wie Erneuerbare Energien. Nachhaltigkeitsberichte können da als Entscheidungshilfe dienen. Aber nicht nur für Investor*innen bieten sie Vorteile.

Vorteile eines Nachhaltigkeitsberichts

Der wichtigste Vorteil eines Nachhaltigkeitsberichts ist sein Nutzen für die Reputation des Unternehmens. Nachhaltigkeit ist nicht erst durch die Fridays for Future-Bewegung zu einem enorm wichtigen Thema geworden. Unternehmen wissen seit Langem: Nachhaltigkeit steht einem gut zu Gesicht. Um dem Vorwurf des Green Washing zuvorzukommen, kann so nicht nur behauptet, sondern belegt werden, wie sozial, ökologisch und ökonomisch ein Unternehmen agiert.

Diese Transparenz kommt gut an und schafft Vertrauen. Auch bei potenziellen Investor*innen. Neben den positiven Effekten für die Außenwirkung des Unternehmens kann auch intern einiges in Bewegung geraten – schließlich müssen sich Unternehmen sehr genau mit sich selbst auseinandersetzen. Prozesse analysieren, Lieferketten prüfen und hinterfragen. Und ins Handeln kommen. Das Resultat sind oft nicht nur nachhaltigere, sondern auch effizientere Prozesse. Wer beim Erstellen seines Nachhaltigkeitsberichtes Optimierungsbedarf feststellt, beginnt nach neuen Lösungen für die entsprechenden Bereiche zu suchen – und wird dabei im Idealfall kreativ.

Die Erstellung eines solchen Berichtes kann aber auch zur Risikominimierung beitragen. Schließlich müssen auch Vorkehrungen zur Arbeitssicherheit und des Gesundheitsmanagements dokumentiert werden. Wer sich bis dahin noch nicht damit auseinandergesetzt hat, nimmt vielleicht den Nachhaltigkeitsbericht als Anlass sich diese Themen genauer anzusehen.

Der Bericht zwingt also Unternehmen, sich genauer mit sich zu beschäftigen und Bereiche des Unternehmens genauer unter die Lupe zu nehmen, die zuvor wenig Beachtung fanden, weil sie keinen Einfluss auf die finanziellen Aspekte des Geschäfts haben. Somit bekommen Unternehmen die Chance, sich zu fragen, wo man steht und wo es vielleicht auch noch Nachholbedarf gibt.

Standards

Doch Deutschland wäre nicht Deutschland, gäbe es für Berichte keine Standards und Zertifikate. Ähnlich wie bei Bio-Siegeln gibt es hier einige Unterschiede. Hier die wichtigsten:

Global Reporting Initiative

Branchenübergreifende Standards und Rahmenwerke. Weitverbreitet sind beispielsweise die Leitlinien der Global Reporting Initiative (GRI). Hier spielt insbesondere die Wesentlichkeit eine große Rolle, sodass Unternehmen in Absprache mit ihren Stakeholdern relevante Indikatoren auswählen und darüber berichten.

UN Global Compact

Auf Bestreben der UN haben sich 170 Nationen dazu verpflichtet, zehn soziale und ökologische Mindeststandards einzuhalten. Dazu zählen sowohl der Schutz von Menschenrechten als auch die Bekämpfung von Korruption und die Förderung von umweltfreundlichen Technologien. Zusammengefasst wird dieser Standard im UN Global Compact.

Deutscher Nachhaltigkeitskodex

Ebenfalls bekannt und oft verwendet ist der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK ), der sich auch mit dem GRI und UN Global Compact verbinden lässt. Der DNK eignet sich besonders für KMUs, da er auf sie zugeschnitten ist.

Hier finden Sie detaillierte Informationen zu den jeweiligen Standards und weitere Siegel und Zertifikate.

Was macht einen guten Nachhaltigkeitsbericht aus?

Seit 2017 sind börsennotierte Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeiter*innen verpflichtet jährlich einen Nachhaltigkeitsbericht zu veröffentlichen. Grundsätzlich bedeutet das, dass der Lagebericht, ein Pflichtteil eines jeden Geschäftsberichts, ausgeweitet wird. Er kann als integrierter oder eigenständiger Teil umgesetzt werden. Bewerter wird diese „nichtfinanziellen“ Erklärungen in zweierlei Hinsicht. Zum einen werden die materiellen Anforderungen geprüft, zum anderen die allgemeine Qualität des Berichts hinsichtlich Struktur und Verständlichkeit. Die materiellen Anforderungen umfassen – hier nach dem Standard GRI – folgende Punkte:

  • Unternehmensprofil
    Umsatz, Gewinn, Mitarbeiter*Innen, Standorte, Geschäftsbereiche, Produkt- und Kundengruppen, Eigentumsverhältnisse und Unternehmensbeteiligungen
  • Vision, Strategie und Management
    Werte, Vision und Strategie, Unternehmungsführung und -kontrolle, Managementsystem und -instrumente, Stakeholder-Beziehungen
  • Ziele und Programm
    Zielerreichung, Maßnahmen
  • Interessen der Mitarbeiter*innen
    Entgeltpolitik, Arbeitszeitregelungen, Aus- und Weiterbildung, Arbeitnehmerrechte und Beschäftigung, Vielfalt und Chancengleichheit, Gleichstellung von Frauen und Männern, Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, Arbeitszufriedenheit und Mitarbeiterbindung
  • Ökologische Aspekte der Produktion
    Energiemanagement und Klimaschutz, Schadstoffemissionen und Lärmemissionen, Rohstoff- und Materialeinsatz, Abfallmanagement, Wassermanagement, Logistik und Verkehr, Produktions- und Transportunfälle, Freisetzung von Chemikalien, Kraftstoffen, Ölen, Naturschutz, Flächennutzung und Artenvielfalt
  • Produktverantwortung
    Soziale und ökologische Aspekte der Produktentwicklung, ökologische Verträglichkeit der Produkte, Verbraucherorientierung und Kundeninformationen
  • Verantwortung in der Lieferkette
    Soziale und ökologische Verantwortung in der Lieferkette
  • Gesellschaftliches Umfeld und Verantwortung
    Regionale Verantwortung als Investor, Arbeitgeber, Auftraggeber und Lieferant, Steuern und Subventionen, Beitrag zur Politik und zum Ordnungsrahmen, Corporate-Citizenship-Konzepte

Darüber hinaus sollte selbstverständlich auch die allgemeine und angemessene Qualität des Berichts gegeben sein. Insbesondere sollten Unternehmen dabei auf die grundsätzliche Glaubwürdigkeit des Berichts achten und alle wesentlichen sozialen, ökologischen und ökonomischen Faktoren thematisieren. Aber auch die Struktur, der Text und die Gestaltung des Berichts gehen in die Bewertung ein.

Einige der oben genannten Kriterien unterscheiden sich je nach Branche. Schließlich soll eine Vergleichbarkeit gegeben sein, was branchenübergreifend nicht unbedingt möglich ist, da diese Branchen auch unterschiedliche Herausforderungen hinsichtlich der Nachhaltigkeit haben.

Abschauen erlaubt

Vermutlich ist der erste Nachhaltigkeitsbericht der schwierigste. Wo anfangen? Was ist wirklich wesentlich für Sie und Ihre Branche? Orientierung geben da Websites wie csr-in-deutschland.de, eine Plattform des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales. Nachdem man sich den ersten Überblick verschafft hat und vielleicht auch einen groben Ansatz für sich gefunden hat, dürfen Sie gerne auch den Blick schweifen lassen – denn hier ist das Abschauen ausdrücklich erlaubt! Was machen andere Unternehmen meiner Branche? Was machen sie extrem gut? Was kann Ihr Unternehmen vielleicht sogar besser? Das Abschauen und Vergleichen kann auf diese Art gut helfen, ein Gefühl für die Thematik zu bekommen und Aspekte zu identifizieren, die man so für sich und sein Unternehmen noch nicht in Betracht gezogen hat. Wer besonders ehrgeizig ist, kann sich auch direkt mit den Besten vergleichen. Regelmäßig kürt das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung die Nachhaltigkeitsberichte diverser Unternehmen und erklärt, was die jeweiligen Berichte besonders macht.

Fazit

Zugegeben, ein Nachhaltigkeitsbericht schreibt sich nicht von allein. Eine intensive Beschäftigung mit dem Thema Nachhaltigkeit ist Voraussetzung. Dennoch überwiegen die Vorteile – nicht nur die Reputation eines Unternehmens lässt sich so steigern. Vor allem der gezielte Blick auf interne Prozesse und deren Hinterfragen kann, langfristig dazu beitragen, dass ein Unternehmen zukunftsfähig wird, ist und bleibt.

Quellen:

csr-in-deutschland.de

ioew.de

ranking-nachhaltigkeitsberichte.de

deutscher-nachhaltigkeitskodex.de

Jana sorgt als ausgebildete Social-Media-Managerin und Expertin für Public Relations und Newsletter-Marketing bei New Communication dafür, dass ihre Kunden im Rampenlicht stehen. Als Fachfrau für Krisenkommunikation, Influencer Relations und Investor-Relations trifft sie immer den richtigen Ton. Kein Wunder, dass die studierte Anglistin und Skandinavistin privat dem medialen Getöse gern mal den Rücken kehrt und in Norwegen Schnee- statt Shitstorms die Stirn bietet.

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