Kürzlich diskutierte ich bei Google+ kontrovers über Effektivität und Effizienz von Brainstormings in Unternehmen. Scharfdenker, Wirtschaftsbuch- und Bestseller-Autor Gunter Dueck schrieb sarkastisch in einem Post, man brainstorme seit 100 Jahren erfolglos. Deswegen hätte man es in Design Thinking umbenannt. Ich führte an, dass Teilnehmer und leider auch „Moderatoren“ die Regeln und Rahmen-Bedingungen des Brainstormings nicht immer kennen würden. Deswegen gelte die Kreativ-Methode bei manchen als ineffektiv. Dueck wand sich mit der Bemerkung heraus: Viele Mitarbeiter seien zur Teilnahme verpflichtet und ohnehin nicht kreativ genug. Für mich Anstoß, um über Brainstormings und geleitete Kreativ- und Innovations-Prozesse in Unternehmen nachzudenken. Das Ergebnis: Es gibt 4 Hemmnisse für außerordentliche Innovationen.
1. Dem Zufall überlassen
Das betriebliche Vorschlagswesen existiert schon seit mehreren 100 Jahren. Wer auf zufällig gute Ideen warten will, ist mit dieser Methode bestens bedient. In der Regel erzielt sie aber nur inkrementelle, d. h. kleine und kleinste Verbesserungen oder Veränderungen.
2. Methodischer Anwendungsfehler
Wer die Regeln nicht kennt, setzt Kreativ-Methoden wie das Brainstorming falsch ein und ist damit weder effektiv noch effizient. Neben einer ruhigen, vertrauensvollen und ungestörten Atmosphäre benötigt man den richtigen Input, um die kreative Frage oder Aufgabe zu formulieren. Alle Teilnehmer sollten die Grundregel für alle Ideen-Findungs-Prozesse befolgen: keine Kritik! Das blockiert den Ideenfluss. Ideen-Findung und Bewertung müssen zeitlich und organisatorisch voneinander getrennt erfolgen. Sonst geht es jeder Idee schon an den Kragen, bevor sie geäußert wurde.
3. Mangelndes Selbstvertrauen
„Wir sind nicht kreativ.“ Mit so einer negativen Einschätzung startet man besser nicht in den Innovations-Prozess. Allerdings beißt sich hier oft die Katze in den Schwanz. Eine Reihe fruchtloser Brainstormings entmutigt schnell. Man glaubt, dass mit der eigenen Kreativität etwas nicht stimmt. Unserer Erfahrung nach mangelt es stattdessen fast immer an Übung und der richtigen Inspiration. Starten Sie also mit der Zuversicht, dass die richtige Idee irgendwo schlummert. Sie wartet nur darauf, von Ihnen entdeckt zu werden. Sie wissen ja: Perlen liegen nicht am Ufer – man muss nach ihnen tauchen.
4. Keine echte Inspiration
Eine Herausforderung bei der Ideen-Findung ist die Art der Inspiration. Mit immer gleichen Teams in immer gleichen Räumen und ohne äußere Inspirationsquelle wird auch den brillantesten Köpfen langweilig. Schon geht ihnen die kreative Luft aus.
Forscher der Universität Nimwegen haben ein Experiment zur Messung der Kreativität entworfen. Dabei dürfen einige Test-Personen vor dem eigentlichen Test in einem Labor eine virtuelle Cafeteria erkunden. Das Besondere: Dort gelten andere Naturgesetze. Nähern sie sich beispielsweise einem Koffer, wird dieser kleiner. Stoßen sie eine Limonaden-Flasche um, fällt sie nach oben. Und mit jedem Schritt legen die Probanden große Entfernungen wie mit Sieben-Meilen-Stiefeln zurück. Im anschließenden Kreativitätstest schnitten die Besucher der virtuellen Cafeteria deutlich besser ab als Vergleichspersonen, die nicht dort waren. Der Fachbuchautor Bas Kast zeigt in diesem Video, wie er es erlebt hat.
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Ein ähnlicher Effekt stellt sich ein, wenn Test-Personen vorher surreale, absurde oder skurrile Geschichten lesen. Das Niveau des kreativen Grundrauschens steigt – und mit ihm die Einschätzung, wie eine außergewöhnliche Lösung aussehen kann. Sorgen Sie also für außergewöhnliche Inspirationen. Stellen Sie das Normale in Frage. Konfrontieren Sie mit Fantastischem. Ihr Kreativteam wird überraschende Ideen zurückspielen. Autor Bas Kast fasst das so zusammen: „Mit der Kreativität verhält es sich wie mit dem Körpergewicht: Jeder hat es und es kann sich verändern.“
Innovation hängt also vom Willen ab. Von der Wahl des richtigen Prozesses. Und von der Einhaltung nützlicher Rahmen-Bedingungen. Auf der persönlichen Ebene wird eine erfolgreiche Ideen-Findung bestimmt von einer inspirierten Grund-Stimmung und der Zuversicht, Lösungen zu finden.
Workshop „Kreativ auf Knopfdruck“
Sie interessieren sich für Kreativ- und Innovations-Prozesse? Unser Workshop „Kreativ auf Knopfdruck“ am 23. September 2015 betankt Sie mit Methoden, Techniken und systematischer Inspiration.
Quellen:
Gunter Dueck, Das Neue und seine Feinde, Campus Verlag
Gunter Dueck, Schwarmdumm: So blöd sind wir nur gemeinsam, Campus Verlag
David & Tom Kelley, Creative Confidence, Crown Business, www.creativeconfidence.com
Bas Kast, Und plötzlich macht es Klick – das Handwerk der Kreativität, S. Fischer Verlag
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