Wer beim Thema Hologramme die verwackelten Lichtstrahlen von R2D2 und Prinzessin Leia im Kopf hat, sieht sich getäuscht. Die Hologramm-Boxen im Hause Kardashian erinnert von ihrer Form und Größe eher an eine Telefonzelle, in der auf einem Display die Gesprächspartner*innen vor einer weißen Wand erscheint. Anders als bei herkömmlichen Monitoren und hochauflösenden TV-Geräten besitzt das Bild eine beeindruckende Raum- und Tiefenwirkung. Dies lässt das Gegenüber sehr real erscheinen und hat nicht viel mit bisher bekannten Gesprächssituationen aus TV-Schalten oder Videokonferenzen gemein.

Und wieso hat das nun Potenzial fürs Marketing?

Bewegtbild-Content für Out-of-Home- und Social-Media-Content kann heutzutage fast jede*r. Verbraucher*innen sehen sich mehr denn je mit Werbeinhalten und -formen konfrontiert. Da bietet ein extravagantes Format wie ein Hologramm eine deutliche Abgrenzung und einen gewissen WOW-Faktor. Werbenden ist somit ein gewisses Überraschungsmoment garantiert, da Kund*innen ein Erlebnis geboten wird, das sie so nicht erwartet und erlebt haben.

Und wie funktioniert das Ganze?

Aktuell steckt die Technologie in einer erweiterten BETA-Phase und es gibt verschiedenste Ansätze. Die oben beschriebenen „Telefonzellen“ nutzen hochauflösenden holografische Displays, die aus jedem Betrachtungswinkel ein reales 3D-Bild mit entsprechender Tiefenwirkung erzeugen. Über diese Displays können per Cloudanbindung vorproduzierte Videos oder Livestream-Inhalte verbreitet werden. Integrierte Kameras, Lautsprecher und Mikrofone ermöglichen eine Live-Interaktion mit dem Hologramm, wie man es aus einer Videokonferenz gewohnt es.

Gleichzeitig können die Geräte als Touchscreens für interaktive Anwendungen wie Microsites oder interaktive Präsentationen genutzt werden.

Über eine Cloud sollen diverse Geräte zusammengeschlossen werden können und so Produktpräsentationen, Schulungen oder Diskussionsrunden in Echtzeit unabhängig des Ortes abgehalten werden können. Erinnert das Ganze nicht eher an eine normale Videokonferenz? Ja, aber es ist visuell deutlich interessanter.

Das normale Zoom-Setting mit einem verschwommenen Hintergrund, der obligatorischen Bücherwand oder einer Kameraposition, die jeden HNO-Arzt einlädt, eine Ferndiagnose zu stellen, wirkt gegen diese Präsentationsform wie der Sprung von Schwarz/Weiß-TV auf 4K.

Wie wird das Gegenüber zum Hologramm?

Anders als man vermuten könnte, werden keine nativen 3D-Inhalte benötigt. Ein vernünftig ausgeleuchtetes Set, ein weißer Hintergrund, eine 4K-Kamera mit mehr als 30 fps sowie eine stabile Internetleitung mit mehr als 25 Mbit/s für den Up- und Download für einen Livestream sollen als technische Voraussetzung reichen. Das entspricht einer besseren 4G-Verbindung und sollte in den meisten Landesteilen nutzbar sein.

Das 3D-Bild wird dann über eine entsprechende Software erzeugt und an das Endgerät ausgegeben. Selbst in 2D produzierte Inhalte wie die Visualisierung von Produkten sollen einen realistischen Tiefeneindruck bekommen.

Gibt es alternative Geräte, die eine Kommunikation via Hologramm ermöglichen?

Einen anderen Ansatz verfolgt der Telekommunikationskonzern Telefónica (O2). Das Unternehmen möchte bis zum Jahr 2026 Hologramm-Telefonate ermöglichen. Als mögliche Endgeräte werden hier am Markt befindliche VR-Brillen von Microsoft, Meta und Apple genutzt.

Im ersten Schritt soll sich dieser Dienst an Firmenkunden richten, die die Technik für virtuelle Meetings und Schulungen nutzen könnten, in denen ein Gefühl von Nähe von Bedeutung ist. In einer weiteren Ausbaustufe ist dann der Einstieg in den Massenmarkt geplant.

Welche Hürden muss die Technologie noch nehmen?

Damit Hologramm-Telefonie nicht nur auf ein Betreibernetz beschränkt bleibt, läuft seit dem vergangenen Jahr ein Projekt der deutschen Handynetzbetreiber Telekom, Vodafone und O2 sowie der französischen Firma Orange und dem japanischen Technologie-Start-ups Matsuko, das versucht einen Standard für Verbindungen zwischen den Netzen zu definieren.

Aber nicht nur das Netz stellt aktuell noch ein Hindernis dar. Auch die VR-Brille selbst ist ein Problem. Den Träger*innen erscheint ein anrufendes Gegenüber als 3D-Abbild auf den Bildschirmen seiner VR-Brille. Damit der Anruf so dargestellt werden kann, muss man sich während des Telefonats selbst per Telefon oder Tablet filmen.

Eine Software entwickelt aus diesen Bildern dann parallel eine 3D-Optik. Somit ist das Hologramm aktuell nur einseitig erlebbar. Sollten beide Gesprächspartner*innen in den Genuss einer Hologramm-Konversation kommen wollen, müssten beide eine VR-Brille tragen und sich dabei filmen. Beide Hologramme würden dann auch ebenso dargestellt werden. Ein wenig Mensch mit einer sehr großen undurchsichtigen Brille im Gesicht.

Fazit: Zukunft der Kommunikation oder nischige Freakshow

Die genannten technischen und finanziellen Herausforderungen im Bereich der Wiedergabegeräte wiegen aktuell (noch) schwer. Dennoch dürfte die Technologie ein enormes Potenzial haben, da sie eine deutlich emotionalere und realitätsnähere Art der Kommunikation ermöglicht, als alle Alternativen, die aktuell am Markt zu finden sind.

Dies macht Hologramme auch für Firmen und Marketingzwecke interessant. Präsentationen, Schulungen und Produktvorführungen, in denen nur die „Presenter“ als Hologramm auftreten, dürften in naher Zukunft möglich sein und einen deutlich größeren Eindruck als ein Livestream, eine TV-Schalte oder eine Videokonferenz hinterlassen. Der Begriff Hologramm wird dann in jüngeren Generationen auch nicht mehr mit dem technischen Ansatz verbunden sein, mit dem die Gen X und Y durch Star Wars und R2D2 sozialisiert wurden.

Quellen:

Kieler Nachrichten
protohologramm.de
YouTube
Future of Marketing Institute

Mats ist New Communications Fachmann für Handelsmarketing und 3D/CGI-Projekte. Der studierte Betriebswirt ist wie gemacht fürs turbulente Werbe-Leben. Denn Stress und Hektik perlen von dem leidenschaftlichen Surfer ab, wie Wassertropfen von Neopren. Gleichzeitig weiß Mats, wie man Erfolgswellen reitet und hat ein untrügliches Gespür dafür, woher der Wind weht. Klare Kiste, dass Mats damit an Bord vom Strategie-Team ist.

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