Die Sonne scheint. Zwei junge Mädchen entspannen auf einer geräumigen Dachterrasse. „Wenn der UV-Index während der Arbeit über 8 liegt“, lautet der ironische Text, der auf dem TikTok einer Kieler Werbeagentur geschrieben steht. Ein Video, das innerhalb weniger Tage bereits über 20.000 Mal angesehen wurde. Ob sich unter all diesen Views eine Person befindet, die sich aufgrund des sympathischen Eindrucks bei besagter Agentur bewerben wird? Gut möglich. Wenige Sekunden, die so viel mehr sagen können als „Kolleg*in gesucht!“. Die enorme Reichweite des Kanals legt es nahe: Wer junge Menschen erreichen will, erreicht sie auf TikTok. Auch mit Personalmarketing.

Hier geht es zu besagtem Video: NC auf TikTok  

Personalmarketing ist alternativlos

Der Fachkräftemangel wirkt in mehr als eine Richtung – und ist dabei reich an Nuancen. Grundsätzlich hat sich der Arbeitgebermarkt zu einem Arbeitnehmermarkt gewandelt. In der Lebens- und Arbeitsrealität von Unternehmensführungen und Personalabteilungen sinken dabei sowohl Quantität als auch Qualität eingehender Bewerbungen. Gleichzeitig verschärft sich der Wettbewerb um die im Markt vorhandenen Arbeitskräfte.

Personalmarketing als Werkzeug der Fachkräftegewinnung wird dabei also unersetzlich. Und doch sollte gutes Personalmarketing nicht nur nach außen wirken, sondern auch nach innen, damit die vorhandenen Teammitglieder auch auf Dauer gehalten werden. Gute Arbeitsbedingungen spielen dabei auch eine nicht unwesentliche Rolle. Damit die Mitarbeiter*innenzufriedenheit nachhaltig gefördert wird, braucht es neben guten Worten nun einmal auch gute Taten. Flache Hierarchien, individuelle Weiterbildungen und lustige Teamevents sind da ein Anfang. 

Bei der Außenkommunikation geht es dann wiederum, diese Zufriedenheit des eigenen Teams gezielt fürs eigene Personalmarketing miteinzuspannen. Jobs überzeugen. Teams ebenso. Daneben geht es natürlich darum, die Karrieremöglichkeiten und das eigene Unternehmen als potenziellen Arbeitgeber ins rechte Licht zu rücken. Wo? Auf Websites, Jobmessen, in interessanten Stellenausschreibungen oder Jobportalen, auf Außenwerbung und na klar: auch in den Sozialen Medien.

Das allumfassende Ziel des Personalmarketings liegt also darin, qualifizierte Angestellte zu finden und zu binden. Wenn ein Unternehmen sich ein erfolgreiches Employer Branding erarbeitet, steigt automatisch die Employer Value Proposition – also die Wahrnehmung und Bewertung der Mitarbeitenden. Je höher, desto besser.

Ergo: Personalmarketing sollte ein wichtiger Faktor in jedem Unternehmen sein. Auch in Ihrem.

Was hat TikTok nun mit Personalmarketing zu tun?

Auf TikTok macht es der Hashtag #personalmarketing deutlich: Ganze 2,8 Millionen Aufrufe (Stand 31.05.2023) weltweit zeigen, wie präsent dieses Thema für uns ist.

Natürlich kann und muss Personalmarketing in Präsenz, auf Webseiten und auch anderen sozialen Medien wie Facebook, Instagram oder LinkedIn stattfinden. Allerdings beweisen aktuelle Nutzerzahlen von TikTok, dass die Plattform gerade in Hinblick auf die junge Zielgruppe absolut nicht zu unterschätzen ist.

Statistiken zeigen, dass insgesamt 1.051 Millionen aktive Nutzende weltweit auf TikTok registriert sind. Im Vergleich zu Facebook (2.958 Mio.) oder Instagram (2.000 Mio.) ist diese Zahl noch vergleichsweise niedrig, allerdings darf man dabei einen entscheidenden Faktor nicht vergessen: Facebook besteht bereits seit 2004, Instagram ist seit 2010 am Markt. TikTok hingegen ist als Nachfolger der App „musical.ly“ gerade mal seit knapp fünf Jahren (02.08.2018) in dieser Form aktiv. Kurzum: TikTok ist eine der sich am schnellsten verbreitenden mobilen Apps der Welt. Die Macht und somit auch die Möglichkeiten dieser App sind also absolut nicht zu unterschätzen.

Was bedeutet das für Unternehmen? Im Jahr 2022 waren weltweit rund 24 % der jungen Frauen und 14 % der jungen Männer zwischen 18-24 Jahren auf TikTok vertreten. Insgesamt ergibt diese Altersgruppe den größten Anteil an Nutzenden. In vielen Fällen ist es genau diese Demographie, die als potenzielle Bewerber*innen in Frage kommen. Durch sein beachtlich schnelles Wachstum ist TikTok also für das Recruiting der GenZ – also Praktikant*innen, Studierenden, Auszubildenden und Berufseinsteiger*innen – besonders relevant. Denn diese Generation konsumiert den Content im großen Stil und kann hier – ob gewollt oder ungewollt – auch auf Ihre Inhalte aufmerksam werden.

Ein besonderer Clou dabei ist, dass bei TikTok die Unterhaltung und Bespaßung der User im Vordergrund steht. Während auf anderen Plattformen häufig stupide Stellenanzeigen ohne persönlichen, kreativen Zusammenhang verbreitet werden, sind TikToks oftmals zwar weniger seriös, dafür aber deutlich lockerer und humorvoller.

Das trifft sich sehr gut. Denn Umfragen zu Folge ist Millennials und der Gen Z bei der Auswahl ihres Arbeitsgebers eine gute Work/Life-Balance besonders wichtig. Spaß bei der Arbeit gehört da definitiv dazu. Denn je mehr Spaß man beim Arbeiten hat, desto niedriger ist das Stressempfinden. Auf TikTok kann dies ebenso wie eine diverse Unternehmenskultur sichtbar gemacht werden.

Insbesondere solche TikToks, bei denen aktuelle Sounds oder Challenges genutzt werden, erhalten oftmals viele Views. Besonders erfolgreich sind dabei entweder Videos, die auf eine bestimmte Berufsgruppe zugeschnitten sind, so z. B. aus dem Marketing, der Krankenpflege oder Beautyszene, weil sich dabei eine ganze Zielgruppe angesprochen fühlt. Aber auch nischige Themen wie z. B. Tipps für erfolgreiches Putzen im Haushalt (@mcsweilers, 86,2K Follower*innen mit 2,5M Likes, Stand 24.06.23) oder wie eigentlich die Bestattung eines Menschen abläuft (@bestattungenburger, 1,2M Follower*innen mit 28,7M Likes, Stand 24.06.23), stoßen auf der Plattform auf reges Interesse.

Erfolg hat viele Namen: Zum Beispiel @ziehl_abegg oder @tagesschau

Was macht ein Maschinenbauer aus Baden-Württemberg auf TikTok? Richtig, täglich rund 104 Tausend Nutzende auf TikTok begeistern. Wie? Mit flachen Hierarchien (sowohl der Chef als auch seine Angestellte stehen hier gemeinsam vor der Kamera) und sehr viel Humor. Ähnlich sieht der Spaß auch bei anderen Accounts wie z. B. @deutschetelekom (187,5 Tausend Follower*innen mit 2,8 Mio. Likes, Stand 24.06.23), @aldinord (543,3 Tausend Follower*innen mit 9,9 Mio. Likes, Stand 24.06.23) oder @tagesschau (1,4 Mio. Follower*innen mit 38,7 Mio. Likes, Stand am 24.06.23) aus.

Diese Accounts stammen aus ganz verschiedenen Bereichen. Sie zeigen unterschiedliche Gesichter, interpretieren Humor auf andere Weisen und ziehen die Gestaltung Ihres Feeds in Anbetracht ihres Corporate Designs unterschiedlich auf. Eine entscheidende Gemeinsamkeit haben sie jedoch: All diese Unternehmen haben verstanden, dass sie ihre Zielgruppe auf TikTok erreichen. Sie sprechen diese tagtäglich direkt an, eröffnen ihnen digitale Türen in den jeweiligen Arbeitsalltag, beantworten die Fragen der Community. Und ganz nebenbei sind sie zumeist auch noch lustig. Was will man (als Gen Zler) mehr?

TikTok eröffnet Türen zu neuen Welten – aber wie?

TikTok funktioniert nicht genau so wie andere bekannte Social-Media-Plattformen. Qualitativ hochwertige Videos mit aufwendigen Storyboards und tagelanger Postproduktion sind hier weniger gefragt. Halten wir fest: Für ein erfolgreiches TikTok benötigt man

  • Hochformate. TikTok zeigt seine Inhalte primär vertikal in 9:16.
  • einen Sound oder eine Challenge, der/die im Trend ist. Je aktueller, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit auf viele Klicks.
  • einen catchy Einstieg. Am besten zieht Ihr Storytelling den Zuschauenden schon binnen der ersten drei Sekunden in den Bann.
  • knackige Längen. TikToks sind selten länger als 30 Sekunden (abgesehen von Lives).
  • authentische, humorvolle Mitarbeitende, die Bock auf die App haben. Wenn jemand gezwungener Maßen vor der Kamera steht, erkennt der User das sofort.
  • ernst gemeinte Werte. Auch wenn Ironie auf TikTok eine große Rolle spielt. Am besten bringen Ihre Videos auf lockere Art und Weise herüber, wie die Stimmung in Ihrem Unternehmen ist.
  • Durchhaltevermögen. TikTok bedeutet, immer auf dem neusten Stand bleiben und konstant posten zu müssen.

Aller Anfang ist schwer. Fangen Sie erstmal einfach an. Das Gute ist, dass man kaum etwas falsch machen kann – sofern Sie die oben genannten Tipps beachten.

Wenn Sie sich nach einer gewissen Zeit etwas sicherer vorkommen und bereits eine Community aufgebaut haben, dann können Sie tiefer in die Materie einsteigen. Zum Beispiel in dem Sie eine Content-Strategie aufstellen und das Analyse-Portal nutzen, um Ihre Aktivitäten auszuwerten und zu evaluieren, ob die Zielgruppe wie gewünscht erreicht wird. Dieses Portal ist innerhalb der App kostenlos verfügbar. Oder aber Sie testen den TikTok Ads-Manager, um gezielt Werbung zu schalten und Ihre Zielgruppe zu targetieren.

Wir halten fest

Die Generation Z besteht ausschließlich aus Digital Natives. Daher liegt der Grundsatz nahe, dass das Recruiting neuer, junger Arbeitskräfte digital stattfinden muss. Die „Purpose“, nach der viele dieser jungen Leute streben, definiert sich unter anderem durch Selbstverwirklichung und dem Ausleben von individuellen Vorstellungen am eigenen Arbeitsplatz. TikTok – egal, was man vom Netzwerk halten mag – macht es möglich, dass Sie genau diese Werte an Ihre Zielgruppe (digital) übermitteln können. Denn wie heißt es so schön: Der erste Eindruck zählt. Und der findet heutzutage nun mal häufig im Internet statt.

Mit dem Gebrauch von TikTok können Sie in Bezug auf Ihr Personalmarketing zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Intern macht es Ihrem Team Spaß, sich kreativ auszuleben und gemeinsam lustige Videos zu produzieren. Das ist eine zeitgemäße Variante von Teambuilding-Aktivitäten. Extern wird diese ungezwungene Atmosphäre erkannt und sorgt bei entsprechender Reichweite für Interessensbekundungen neuer Arbeitskräfte.


Quellen:

faz.net
eom.de
tiktok.com
blog.hootsuite.com
sciencedirect.com

Tyadina wird von allen nur Dini genannt. Nach Erfahrungen in der Onlineredaktion und Videoproduktion berät die waschechte Sprotte jetzt bei New Communication im Bereich digitale Kommunikation. Privat kennt man Dini als Dauer-Sportlerin, Dauer-Optimistin und Dauer-Listenschreiberin. Wir finden: ganz schön viel Dauer-Power!

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